Kiew erneut im russischen Bombenhagel

von Redaktion

Dritter Angriff innerhalb von fünf Tagen – Ukrainischer Präsident Selenskyj bittet um Luftabwehrsysteme

Kiew – Es ist Montagvormittag, 10.30 Uhr. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind mehrere Explosionen zu hören, zeitgleich schrillen die Luftalarmsirenen in der ganzen Stadt. Wieder einmal ist Kiew Opfer von russischen Raketen.

Zehn Menschen sind bei dem Angriff verletzt worden, darunter ein 16-jähriges Mädchen, teilt Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Die Kunstakademie, eine Sporthalle und mehrere Wohnhäuser seien beschädigt worden – allesamt zivile Einrichtungen. „Bevor ich irgendwas machen konnte, gab es die erste Explosion“, sagt Oksana, eine Einwohnerin von Kiew, gegenüber der AFP. „Es gab eine Staubwolke, Autos und Fensterscheiben wurden zerstört.“ Laut ukrainischer Luftwaffe wurden zwei ballistische Raketen von der russisch kontrollierten Halbinsel Krim auf die Millionenstadt abgefeuert. Beide seien abgeschossen worden – doch die Trümmer fielen in mehreren Stadtteilen herab.

Es war der dritte Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt innerhalb von fünf Tagen. Bei den vorhergehenden Angriffen war die Strom-Infrastruktur beschädigt worden. Mehrere hunderttausend Menschen wurden von der Stromversorgung abgeschnitten.

„Wir können es nur wiederholen: die Ukraine braucht mehr Luftabwehrsysteme“, erklärt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Sein Außenminister Dmytro Kuleba veröffentlicht ein Video von Schulkindern, die zu einem Schutzraum laufen. „Das zeigt, wie dringend die Ukraine mehr Luftabwehr braucht, vor allem Patriot-Systeme“, schreibt er dazu. Auch die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, hat eine Botschaft. „Die Ukraine braucht jetzt unsere Hilfe, wir dürfen keine Zeit verlieren“, betont sie mit Blick auf das durch die Republikaner im US-Kongress blockierte Hilfspaket in Höhe von 50 Milliarden Euro.

Auch im Süden des Landes gingen die Kämpfe weiter. Dort griffen sich Russland und die Ukraine in der Nacht zu Montag erneut gegenseitig mit Drohnen an. Bei russischen Angriffen auf die Stadt ukrainische Stadt Mykolajiw sind laut ukrainischer Armee elf Menschen verletzt worden. Weitere Angriffe gab es in der Region Odessa, wo ebenfalls die Stromversorgung getroffen wurde.

Unterdessen warnt der Migrationsforscher Gerald Knaus vor einem Flüchtlingsstrom, sollte die Ukraine den Krieg gegen Russland verlieren. „Diejenigen, die in Europa zögern, die Ukraine stärker zu unterstützen, haben immer noch nicht wirklich erfasst, was auf dem Spiel steht“, sagt er dem RND. „Denn wenn die Ukraine den Krieg verliert, dann erleben wir die weltweit größte Fluchtbewegung seit den 1940er-Jahren. Dann kommen viele Millionen Menschen mehr.“

Knaus erklärt weiter: „Wir haben jetzt bereits etwa zehn Millionen vertriebene Ukrainer.“ Aber viele weitere Millionen Menschen seien in der Ukraine geblieben, weil sie auf einen Erfolg setzten. „Schwindet dieser Glaube, könnte die Zahl sehr schnell sehr stark wachsen – so wie in den Wochen nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022. Da waren es drei Millionen Flüchtlinge in drei Wochen.“

STANISLAV DOSHCHITSYN

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