Der Wikileaks-Gründer Julian Assange kann aufatmen – aber nur vorerst und ganz vorsichtig. Es mag wie eine gute Nachricht klingen, dass dem Australier keine sofortige Auslieferung in die USA droht. Macht man das Licht an, sieht es allerdings nicht gerade rosig für ihn aus. Denn bislang kämpfte Assange lediglich darum, gegen seine bereits beschlossene Auslieferung überhaupt noch einmal Einspruch erheben zu dürfen.
Wieder einmal wird im Fall Assange auf eine Verzögerungstaktik gesetzt. Seit mittlerweile fast fünf Jahren sitzt er in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis fest, das für seine harten Haftbedingungen bekannt ist. Die Londoner Richter haben mit ihrer Entscheidung den Ball geschickt wieder Richtung US-Regierung gespielt, die jetzt mit Sicherheitsgarantien am Zug ist.
Doch bei einer möglichen Haft von 175 Jahren dürfte klar sein: Die USA wollen an Assange ein Exempel statuieren – damit auch niemand mehr auf die Idee kommt, unrühmliche Interna wie etwa Kriegsverbrechen in die Öffentlichkeit zu tragen. Dass sich die USA mit deutlich mehr Elan für Assanges Auslieferung als für die Aufklärung der Kriegsverbrechen einsetzt, bleibt eine bittere Pille. Sämtliche Versprechen seitens Washington sollten daher mit Argusaugen betrachtet werden.
Leonie.Hudelmaier@ovb.net