Der Iran macht am Dienstag schnell klar, dass er hart zurückschlagen wird. Zwei Generäle der gefürchteten Revolutionsgarden hat mutmaßlich Israel bei einem Angriff auf eine Vertretung Teherans in Syrien getötet. Dass das schwere Konsequenzen haben wird, musste auch Regierungschef Benjamin Netanjahu klar sein. Dazu noch die getöteten Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Gaza.
Man fragt sich, was das Kalkül des Mannes ist, den sie Bibi nennen. Geht es darum, mit demonstrativer Härte und Eskalationsbereitschaft den alten Ruf von Israels Militär und Geheimdiensten wiederherzustellen, der das Land in feindseliger Nachbarschaft lange schützte, aber durch die Attacken im Oktober schwer gelitten hat? Geht es darum, durch die Konfrontation mit dem Iran die USA wieder fester an die eigene Seite zu ziehen, die zuletzt nicht immer glücklich waren mit Netanjahus Entscheidungen? War es tatsächlich die Rolle des Irans in Syrien, die Netanjahu so ängstigte, dass er sich zu einem derartigen Schlag gezwungen sah? Oder geht es ihm auch um den eigenen Machterhalt in einer wenig kompromissfreudigen Regierungskoalition? Vermutlich spielen all diese Erwägungen eine Rolle beim brandgefährlichen Vorgehen des israelischen Regierungschefs.
Klar ist: Nicht Israel, sondern die Hamas hat vor sechs Monaten mit einem entsetzlichen Angriff dieses Feuer entfacht. Doch Netanjahu schürt so kräftig nach, dass man sich sorgen muss, er könnte die Kontrolle verlieren.
Sebastian.Horsch@ovb.net