75 Jahre Nato

Jetzt kommt es auf Europa an

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Wäre es Wladimir Putin darum gegangen, die Nato zu schwächen, hätte er sie nur sich selbst überlassen müssen. Emmanuel Macron erklärte sie 2019 für „hirntot“, Donald Trump brachte sie an den Rand der Implosion, allzu viele Mitgliedstaaten investierten nicht mal das vereinbarte Minimum für Verteidigung. Dass sich in kurzer Zeit vieles gedreht hat, ist – Ironie der Geschichte – auch das Werk Putins und seiner neoimperialen Aggression. 75 Jahre nach Gründung ist das Bündnis so stark wie selten zuvor.

Das ist so nötig wie ermutigend, weil die „Zeitenwende“ hier in Ansätzen sichtbar wird. Allerdings: Ein Selbstläufer ist es nicht. Machen wir uns nichts vor, Trump wäre im Falle seiner Wiederwahl nicht zimperlich und würde den Verbündeten, falls er die Nato nicht sprengt, Maximales abverlangen. Statt das zu bejammern, muss sich Europa schneller bewegen und als eigenständiger Pfeiler im Bündnis selbst wirksam werden. Es gibt zahlreiche Baustellen: von nicht abgestimmten Waffensystemen bis hin zur Klein-staaterei bei strategischen Überlegungen: Jüngstes Beispiel ist der Zwist zwischen Macron und Scholz darüber, wie sehr man Putin gegenüber mit offenen Karten spielen sollte. Solche Uneinigkeit tötet jede Abschreckung.

Der künftige Nato-Generalsekretär wird gefordert sein, aus guter Substanz Besseres, Neues zu formen. Nicht zuletzt muss er alles daransetzen, die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten. Ihr Schicksal entscheidet mit darüber, wie glaubhaft das Bündnis in Zukunft ist.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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