So ein veritables Pfingstwunder würde man sich heute auch schon manchmal wünschen. Bei Debatten im Europäischen Parlament, bei Welt-Klimakonferenzen oder lang ersehnen Friedensgesprächen: Dass auf einmal die Menschen vom Geist erfüllt sind und die anderen in ihrer eigenen Sprache reden hören. Eine geistreiche Verständigung sozusagen. Vielleicht wünscht sich sogar der ein oder andere bayerische Minister ein Wirken des heiligen Geistes bei den Kabinettssitzungen.
Von solchen Wundern aber ist die Welt Lichtjahre entfernt. Es herrschen eher Sprachverwirrung und Missverständnisse. Vermeintlich soziale Medien tragen dazu bei, dass sich Menschen zurückziehen in ihre Blasen und den persönlichen Kontakt mit anderen scheuen. Man schreibt lieber eine kurze Hassmail, als sich mit einem Gegenüber aus Fleisch und Blut auseinanderzusetzen. Sachlich zu argumentieren, diese Fähigkeit droht bei vielen zu verkümmern. Eher fällt man mit schrillen Beschimpfungen übereinander her.
Kommunikation und Kontaktpflege müssen im Zeitalter der sozialen Kommunikationsmittel wieder trainiert werden. Wie viel Zeit geht verloren, weil man sich in den unendlichen Weiten des Internets verliert. Mindestens drei freie Tage über Pfingsten bieten Gelegenheit, sich zu treffen, mit anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Zu testen, ob man sich überhaupt (noch) riechen kann. Hier sei jedem sein persönliches Pfingstwunder gewünscht – mit der Erkenntnis, dass es den Horizont unendlich erweitern kann, wenn man einen Sachverhalt mal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Dieses kleine Wunder funktioniert im Privaten ebenso wie in der hohen Politik. Aber geistreich sollte es sein. Claudia.Moellers@ovb.net