Zum Abschluss gab es einen herzlichen Drücker, womit im Grunde alles gesagt ist. Xi Jinping hat Wladimir Putin bei dessen Besuch in China den roten Teppich ausgerollt und damit die Fronten der neuen globalen Realität nochmals klar nachgezogen. In ihrem Willen, den Westen und seine demokratischen Strukturen Stück für Stück zu zersetzen, stehen die beiden Autokraten so eng zusammen wie eh und je. Damit erfährt auch die leise Hoffnung, Peking könnte Moskau endlich zum Einlenken in seinem brutalen Unrechtskrieg gegen die Ukraine bewegen, einen Dämpfer. Das wird nicht so schnell passieren.
Dass beide sich bei der Gelegenheit für eine diplomatische Lösung aussprachen, ist die Spitze des Zynismus. Putin meint damit nicht weniger als eine Kapitulation Kiews – für Xi ist es ein fingiertes, weil folgenloses Zugeständnis an die Erwartungen im Westen, mit dem er aus verschiedenen Gründen nicht brechen will. Die Wahrheit ist, dass die zwei Herrscher auf unterschiedliche Weise vom Krieg in der Ukraine profitieren. Für den Kreml-Herrscher ist er inzwischen das unersetzliche Fundament seiner Macht – darum legt er es auf einen langen Konflikt an. Und während Xi sicher nicht an einer (zumal nuklearen) Eskalation interessiert ist, weiß er doch genau, dass der Krieg gerade der Großmacht USA Kräfte abverlangt, die ihr gegen das nach Weltmacht strebende China fehlen. Außerdem nimmt Peking diesen Konflikt als Lehreinheit, die wertvollen Aufschluss darüber gibt, wie weit die Systemkonkurrenz im Westen zu gehen bereit ist, um Demokratie und Freiheit zu verteidigen.
Die Despoten-Harmonie ist auch für den Kanzler ernüchternd, der sich beim China-Besuch vor vier Wochen bemühte, Xi endlich auf mehr Engagement beim Streben nach Frieden zu verpflichten. So richtig solche Versuche sind, so sehr muss man davon ausgehen, dass sie auf absehbare Zeit ins Leere laufen. Xi ist in komfortabler Lage: Putin hat sich an ihn gekettet und gibt den Unruhestifter – Xi muss sich indes die Hände nicht dreckig machen. Marcus.Maeckler@ovb.net