Da war die Verwirrung perfekt: Im Januar blockierten die Landwirte zu Tausenden die Straßen – und am Dienstag meldet Bundesagrarminister Özdemir das seit zehn Jahren beste Wirtschaftsjahr bei den Landwirten. Wie passt das zusammen? Zunächst: Was der grüne Minister veröffentlichte, waren Zahlen vom Wirtschaftsjahr 2022/23, das bereits Ende Juni 2023 abgelaufen ist. Ja, das räumen auch Bayerns Bauern ein: 2022/23 war ein relativ gutes Jahr – davor lagen aber drei Jahre mit erheblichen Einkommensrückgängen. Im aktuellen Wirtschaftsjahr sieht es wieder schwieriger aus.
Während sich Milchbauern über einen anständigen Milchpreis freuen, haben es Ackerbauern richtig schwer. Die Preise für Weizen und Raps lagen bis vor zwei Wochen total am Boden, langsam erholen sie sich. Was den Landwirten fehlt: eine längere Phase der Erholung. Und eine klare Perspektive. Kaum ein Landwirt will in tierwohlgerechte Ställe investieren, weil noch keine klaren Gesetze vorliegen. Bis zur Sommerpause will die Ampel Entlastungsvorschläge vorlegen. Angesichts der Kassenlage dürfen die Bauern davon nicht viel erwarten. Von der EU gab es Erleichterungen: So ist der Wegfall der verordneten vierprozentigen Flächenstilllegung erst einmal vom Tisch. Aber bis wann? Da hat sich die Bundesregierung noch nicht festgelegt.
Viele Landwirte hängen in der Luft. Nach dem Vorgeschmack der Proteste vom Jahreswechsel muss der Politik klar sein: Deutlich vor der Bundestagswahl 2025 brauchen die Bauern in Deutschland endlich eine Planungssicherheit.
Claudia.Moellers@ovb.net