Gutes Essen, toller Service, schönes Ambiente – da zahlt man als Gast gut und gerne mal ein paar Euro mehr. Schließlich ist Trinkgeld eine besondere Art der Wertschätzung für einen guten Service. Gerade in Zeiten, in denen sich der Fachkräftemangel auch auf den Stresspegel der Bedienung auswirkt, sollte eine freundliche Bewirtung noch einmal besonders belohnt werden.
Spätestens seit der Corona-Pandemie, als das Bargeld immer mehr von der Karte abgelöst worden ist, ist das beliebte Aufrunden bei der Rechnung ziemlich aus der Mode geraten. Schließlich bekommt man bei der Kartenzahlung kein Münzgeld zurück, das gerne mal liegen gelassen wird. Verständlich also, dass immer mehr Betreiber auf ihren Kartenlesegeräten die digitale Option zum Trinkgeldgeben anzeigen lassen. Allerdings sollte diese Möglichkeit nicht inflationär ausgereizt werden. Zehn, 15 oder gar 20 Prozent extra für ein Getränk, zum Selbstabholen oder Pommes auf die Hand sind schlicht nicht gerechtfertigt. Dass individuelle Optionen auf den Displays manchmal nur schwer zu finden sind, kann Gäste verprellen.
Der Extra-Groschen sollte immer noch eine freiwillige Gabe sein und nicht aus Mangel an Alternativen zu einer unausgesprochenen Pflicht werden. Ein System wie in den USA, wo Arbeitgeber die Sozialversicherungspflicht umgehen und ihre Lohnzahlung fast vollständig auf ihre Kunden abwälzen, die damit geradezu verdonnert werden, saftiges Trinkgeld zu geben, sollte sich hierzulande nicht einschleichen. Denn ist der Service mal schlecht, darf ruhig auch mal geknausert werden. Aber auch andersrum: Eine klasse Bewirtung kann auch mit mehr als nur den standardmäßigen zehn Prozent gewürdigt werden.
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