Vor allem die Wortwahl ist erschreckend. Welche Regierung droht schon mit Blutvergießen und „zerschmetterten Schädeln“? Solche Einschüchterungsversuche traut man vielleicht einem Terror-Regime zu – doch tatsächlich handelt es sich um Deutschlands zweitwichtigsten Handelspartner. China treibt sein Säbelrasseln gegenüber Taiwan auf eine neue Eskalationsstufe: Die Militärübung rund um den Inselstaat ist die größte seit mindestens einem Jahr. Sie soll eine „harte Strafe für die separatistischen Kräfte einer Unabhängigkeit Taiwans“ sein, heißt es aus Peking. Anlass ist die Amtseinführung von Taiwans neuem (demokratisch gewählten) Präsidenten Lai Ching-te.
Es war zu erwarten, dass China mit Drohgebärden reagiert. Das tut es immer, wenn sich Taiwan wie ein autonomer, eigenständiger Staat verhält – ob es Diplomaten-Besuche aus den USA oder Deutschland sind, Parlaments- oder Präsidentschaftswahlen: Peking reagiert mit Manövern im Indopazifik. China treibt dieses Spiel seit mittlerweile mehr als 70 Jahren, mal mehr, mal weniger intensiv. Inzwischen lässt sich Taiwan davon kaum noch aus der Ruhe bringen. Der kleine Inselstaat kündigte abermals an, einen Konflikt nicht zu scheuen. Die Regierung in Taipei spricht dabei für ihre gesamte Bevölkerung: Laut dem US-Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center identifizieren sich gerade mal drei Prozent der Taiwaner als Chinesen.
Peking weiß das. Seine Muskelspiele richten sich vor allem an den Westen: Mit Blick auf die US-Wahl im November will Xi Jinping Washington vor einer Unterstützung Taiwans warnen. Was aber ankommt, ist reine Panik und Hysterie. Xi fürchtet um seine imperialen Ansprüche im Südchinesischen Meer. Europa und die USA sollten es Taiwan gleichtun und sich nicht auf dieses Spiel einlassen. redaktion@ovb.net