Putin will angeblich Waffenruhe

von Redaktion

Bild der Zerstörung: Militärs inspizieren einen Bombenkrater zwischen Trümmern nach einem Bombeneinschlag im Wohnviertel Oleksyvka in Charkiw. © Cleuet/ZUMA Press/dpa

München/Kiew – Die Ukraine bleibt standhaft. Zumindest hat sie nach eigenen Angaben die russische Bodenoffensive in der östlichen Region Charkiw gestoppt. Die ukrainischen Truppen führen demnach eine Gegenoffensive durch. Die Lage in dem schwer umkämpften Gebiet sei „schwierig“, aber „stabil und unter Kontrolle“, heißt es vom Generalstab.

Offenbar gehen die Pläne des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht auf. Ein am Freitag veröffentlichter Bericht behauptete sogar, dass Putin über einen Waffenstillstand nachdenke. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sei Putin frustriert und denke darüber nach, den Krieg einzufrieren.

Die Agentur beruft sich dabei auf vier Quellen, die mit internen Kreml-Diskussionen vertraut seien. „Putin kann so lange kämpfen, wie es nötig ist. Aber er ist auch zu einem Waffenstillstand bereit – um den Krieg einzufrieren“, wird eine Quelle zitiert. Einfrieren würde aber auch bedeuten, dass die aktuellen Frontlinien beibehalten würden.

In dem Fall wären die östlichen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson größtenteils in russischer Hand – ebenso wie die bereits 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Damit der Kreml-Herrscher trotz eines Waffenstillstands nicht sein Gesicht verliert, würde er sagen, „dass wir gewonnen haben, dass die Nato uns angegriffen hat und wir unsere Souveränität behalten haben; dass wir einen Landkorridor zur Krim haben, was wahr ist“, wird eine der geheimen Quellen zitiert.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte in Reaktion auf den Bericht, Putin habe wiederholt klargemacht, dass Russland offen sei für Dialoge, um seine Ziele zu erreichen, und dass das Land keinen „ewigen Krieg“ wolle. Dem gegenüber steht allerdings die Ernennung des Ökonomen Andrei Beloussov zum neuen russischen Verteidigungsminister: Nach Ansicht vieler Experten wurde er von Putin ins Amt gehoben, um Russland für eine längere Zeit auf Kriegswirtschaft umzustellen.

Doch diese Rechnung dürfte in der Ukraine für Unmut sorgen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich in der Vergangenheit unbeeindruckt von Friedens-Avancen aus Moskau. „Russland versucht, den Krieg auszuweiten und begleitet ihn stets mit leeren Worten über den Frieden“, sagte Selenskyj bereits Mitte Mai. „Wir müssen Russland mit allen Mitteln zu einem echten, gerechten Frieden zwingen“, forderte er.

Unter den Ukraine-Unterstützern im Westen herrscht weitgehender Konsens darüber, wie ein wirkliches Ende des Ukraine-Krieges aussehen muss. Putin müsse nähergebracht werden, „dass er sich bewegen muss, dass er Truppen zurückziehen muss und die Möglichkeit für einen gerechten Frieden, der kein Diktatfrieden ist, eröffnen muss“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jüngst.

Auf einem Friedensgipfel in der Schweiz Mitte Juni mit rund 160 Delegationen will die Ukraine neutrale oder gar mit Russland befreundete Staaten des Südens von ihrer Position überzeugen – um damit dem echten Frieden ein Stück näherzukommen.

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