Weit entfernt von den hohen Teilnehmerzahlen der Vergangenheit findet in der kommende Woche der 103. Deutsche Katholikentag statt. 20 000 Teilnehmer werden in der Diaspora erwartet – in Erfurt, wo unter den 216 000 Einwohner gerade einmal 13 000 Katholiken leben. Das Glaubensfest vom 29. Mai bis 2. Juni im Stammland der Reformation ist eher ein Christen- als ein Katholikentreffen. Es führt den Diözesen im Westen Deutschlands wie unter einem Brennglas vor Augen, was sie erwartet, wenn der Mitgliederschwund in der katholischen Kirche weiter voranschreitet.
Katholiken in der Minderheit müssen sich stärker vernetzen mit ihren protestantischen Geschwistern. Was im Westen noch ausbaufähig ist, wird in den Ostländern seit Langem gelebt. Für Eifersüchteleien und Gerangel um Deutungshoheit ist da kein Platz. Der Katholikentag ist zwar kleiner (500 statt 1500 Veranstaltungen), aber groß genug, um zu vermitteln, wie wichtig die Gemeinschaft der Glaubenden ist. Und wie unverzichtbar gerade jetzt ein gemeinsames Auftreten der Christen für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Weltverantwortung ist. Ein solches Signal gerade aus Thüringen, wo die AfD unter Björn Höcke vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft ist, kann eine Woche vor der Europawahl ein eindrucksvolles Zeichen der Christen für die Demokratie sein. Das fängt schon damit an, dass der Katholikentag sich dazu entschieden hat, keine AfD-Vertreter als Gesprächspartner auf die Bühne zu holen. Das Kirchenfest in Erfurt kann ein kleines, feines, aber pointiertes Glaubensbekenntnis werden. Claudia.Moellers@ovb.net