Thüringen geht mit einem blauen Auge aus der Kommunalwahl. Wer voreilig bejubelt, es sei ja kein neuer AfD-Landrat gewählt worden, alles halb so schlimm also, hat das Wahlergebnis nicht genau genug angeschaut. In der Tat setzt sich kein AfD-Kandidat direkt durch als Landrat oder Oberbürgermeister, viele schaffen es in die Stichwahl und werden dort chancenlos sein. In der Persönlichkeitswahl, welcher Politiker sie auf der enorm wichtigen kommunalen Ebene direkt regieren soll, haben die Bürger also in der Mehrheit Vorbehalte. Das mag damit zusammenhängen, dass nach der Wahl des Sonneberger AfD-Landrats 2023 eine gewisse Ernüchterung die Großmäuligkeit aus dem Wahlkampf abgelöst hat. Regieren ist halt doch nicht so einfach.
Der Blick auf die Kommunalparlamente aber, die Kreistage, Stadträte, zeigt etwas anderes: In gut der Hälfte des Landes liegt die AfD hier vorn, im Rest auf Platz zwei knapp hinter der CDU, jeweils mit rund 25 bis 35 Prozent der Stimmen. Die politische Alltagsarbeit dort wird unheimlich schwer werden. Man wird sich auf schwarz-quietschbunte Bündnisse stützen müssen, um die Höcke-AfDler zu umgehen, die teils mit offenen Neonazis antraten. Wie selbstverständlich die AfD örtlich zur prägenden Kraft wurde, ist für die Landtagswahlen im Osten im Herbst kein gutes Vorzeichen. Christian.Deutschlaender@ovb.net