Für Donald Trump ist es eine Zitterpartie. Auch gestern berieten wieder die Geschworenen darüber, ob sie erstmals in der US-Geschichte einen Ex-Präsidenten als „schuldig“ in einem Strafprozess ansehen sollten. Ein Urteil konnte jederzeit kommen, und für Trump war es bereits absehbar: Selbst Mutter Teresa hätte in diesem Verfahren keine faire Chance gehabt, lamentierte der Angeklagte. Gleichzeitig ist klar, dass der Republikaner bei einer Verurteilung in Berufung gehen wird. Rechtsexperten sehen für einen solchen Schritt durchaus gute Chancen.
Denn man muss kein Unterstützer von Triumph sein, dessen moralische Defizite während und nach seiner Amtszeit unübersehbar waren, um beim Blick auf den extrem komplizierten Sachverhalt – den Vorwurf der Verletzung von Wahlgesetzen durch die fehlerhafte Verbuchung von Geschäftsausgaben – Indizien für ein unfaires Verfahren zu finden. Zum einen weigerte sich der voreingenommen wirkende Richter, der einst für die Wahlkampagne Joe Bidens spendete, dem Wunsch der Verteidigung zu folgen und einen Experten für eben jene Wahlgesetze zuzulassen. Zum anderen will der Richter ein „Schuldig“ für bestimmte Anklagepunkte erlauben, ohne dass sich alle zwölf Geschworenen darüber einig sind – ein absolut unübliches Vorgehen. Allein dieser Punkt dürfte bei einer Berufung für einen neuen Prozess in 2025 ausreichen. Doch mit einer Verurteilung hätten die US-Demokraten erst einmal ihr Nahziel erreicht: Trump noch vor den Wahlen im November als Verbrecher brandmarken zu lassen. redaktion@ovb.net