Olaf Scholz beim Katholikentag in Erfurt. © Schmidt/dpa
Erfurt – Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am Freitag auf dem Katholikentag in Erfurt eine Veranstaltung mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) massiv gestört. Der Kanzler reagierte sichtlich genervt: „Sie müssen ein bisschen zuhören und nicht ihr Theater-Sprech aufsagen, den Sie vorher in Agitationsgruppe geübt haben, das geht so nicht.“ Das Publikum applaudierte, und die Störer wurden aus dem Raum geführt. Die Organisatoren des Katholikentags boten ihnen weitere Gespräche an. Die Moderatorin unterbrach die Veranstaltung zudem für wenige Minuten. Einige Katholiken stimmten das Lied an „Herr, gib uns deinen Frieden.“
Scholz und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) lobten den Einsatz von Kirchenmitgliedern für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Habeck diskutierte unter anderem über Klimaschutz und die soziale und gerechte Ausgestaltung des Klimageldes. Er wurde mit viel Beifall in der voll besetzten Alten Oper empfangen. Scholz sprach bei einer Veranstaltung zum Thema „Gemeinschaft stärken, Gesellschaft gestalten“ und besuchte später auch die Kirchenmeile. Am Morgen hatte er demonstrativ die Alte Synagoge in Erfurt besucht.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, drängte erneut auf raschere Reformen in der katholischen Kirche. Er mache sich oft Sorgen, dass vieles sehr langsam gehe, sagte er bei Phoenix. Gerade in Deutschland, aber nicht nur dort, sei bei vielen Katholiken die Geduld allmählich am Ende. Forderungen aus dem deutschen Reformprojekt Synodaler Weg lägen auf dem Tisch und beträfen große Teile der Welt. Er nannte die Rolle der Frauen, die Sexualmoral und die Beteiligung von Laien.
Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hat Scholz am Ende seines Auftritts eine Tasche mit Caritas-Aufdruck geschenkt. „Vielleicht können Sie die bei Ihrem nächsten Tiktok-Video statt Ihrer Aktentasche einsetzen“, sagte Welskop-Deffaa. Die Kanzler-Videos seien ihr zu aktenlastig.
KNA