Die Volkskrankheit namens Einsamkeit

von Redaktion

Aktion des Familienministeriums

Spätestens seit der Corona-Pandemie weiß jeder, wie es sich anfühlt, einsam zu sein: als der Kontakt zu Freunden und Familie aufs Minimum reduziert wurde, als Vereinssport oder Stammtisch ausfielen oder die Arbeit ins Homeoffice verlegt wurde. Die Nachwehen sind noch immer spürbar. Bei vielen schliefen die Kontakte für immer ein. Firmen haben bis heute Schwierigkeiten, ihren Angestellten das Büro schmackhaft zu machen.

Einsamkeit zieht sich durch unsere ganze Gesellschaft – durch jede Schicht, durch jede Altersgruppe. Das gesamtgesellschaftliche Auseinanderdriften hat seinen Ursprung freilich nicht im Jahr 2020. Längst wohnen zum Beispiel Großeltern nicht mehr im selben Haus wie ihre Familie, sondern immer öfter in Altersheimen. Schon seit Jahren laden die digitalen Tiefen der virtuellen Welt viele junge Menschen dazu ein, gemeinsam einsam zu sein. Schön, dass die Familienministerin Lisa Paus (Grüne) jetzt auf den Trichter gekommen ist, Einsamkeit in ihr Portfolio aufzunehmen. Ob aber eine Aktionswoche der große Wurf ist, bleibt fraglich. Großbritannien und Japan haben dagegen extra Ministerien für Einsamkeit. Schließlich ist sie laut Weltgesundheitsorganisation genauso lebensverkürzend wie Rauchen oder Fettleibigkeit – eine echte Volkskrankheit also.

Der Kampf gegen Einsamkeit kann aber nicht nur auf die Politik geschoben werden, wir alle müssen mit anpacken: Mehrgenerationenhäuser, ehrenamtliche Engagements und Integration sind gefragt. Aber auch schon kleine Taten, wie einfach mal wieder den Hörer in die Hand nehmen und bei alten Bekannten anrufen, sind ein Anfang. redaktion@ovb.net

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