Wenn es abseits von Hollywood so etwas wie Helden gibt, ist Nelson Mandela wohl einer von ihnen. Für seinen Kampf gegen die Apartheid in seiner Heimat Südafrika wurde er von seinen Unterdrückern 27 Jahre lang eingesperrt. Als sich das Blatt Anfang der 90er-Jahre wendete und er frei und schließlich sogar Präsident war, setzte er sich für eine Politik der Versöhnung ein. Er wollte keine Rache, er wollte eine Zukunft für Südafrika.
Zehn Jahre nach dessen Tod trauen die Südafrikaner Mandelas Bewegung, dem ANC, offenbar nicht mehr wirklich zu, diese Zukunft zu gestalten. Erste Auszählungen der bei der Parlamentswahl abgegebenen Stimmen zeigen massive Verluste. Zwar wird der ANC auch diesmal gewinnen, es sieht aber so aus, als könnte er erstmals seit Ende der Apartheid vor 30 Jahren die absolute Mehrheit verlieren. Korruption, Kriminalität, Misswirtschaft – das Land hat viele Probleme. Stellvertretend für alles, was die Südafrikaner an ihrer Regierung nervt, kann das sogenannte „load shedding“ stehen. Überall im Land wird dabei immer wieder für einige Stunden der Strom abgestellt, um die maroden Kraftwerke nicht zu überlasten. Mal kommt es öfter vor, mal weniger oft – aber gelöst wird das Problem eben nie.
Wie überall, ist Politik auch in Südafrika natürlich komplizierter als das. Wie hart die Wähler den ANC am Ende wirklich abstrafen, muss man deshalb abwarten. Dass sie für die Stimmabgabe teils neun Stunden anstehen mussten, dürfte aber nicht gerade besänftigend wirken. Sebastian.Horsch@ovb.net