WIE ICH ES SEHE

Vor 80 Jahren – und heute?

von Redaktion

An diesem Wochenende vor 80 Jahren war ganz Süd-England ein einziges Heerlager im Aufbruch. Lange hatte England gegen Nazi-Deutschland alleine gestanden, wie die Ukraine heute gegen Russland. Die zum Kummer von Stalin immer wieder herausgeschobene Landung an der französischen Kanalküste aber war nun ein gemeinsames Unternehmen unter amerikanischer Führung. Dabei gab es bei den Generalen immer wieder Zweifel an dem Termin wegen der Vorhersage schlechten Wetters. Das Gelingen der Invasion war doch angewiesen auf eine möglichst ruhige See und vor allem einen Himmel mit wenig Wolken, um die alliierte Luftüberlegenheit zur Geltung zu bringen. Erst am 4. Juni morgens, als die Meteorologen für Dienstag, den 6. Juni, ein kleines Zwischenhoch glaubten versprechen zu können, fiel die endgültige Entscheidung für diesen Invasionstag. „Um Himmels willen“, sagte Eisenhower beim Herausgehen zum Chef-Meteorologen Stagg, „halte das Wetter so, wie Du es versprochen hast und bringe keine schlechten Nachrichten mehr.“

Auf deutscher Seite hatte man die schlechte Wettervorhersage so ausgelegt, dass eine Landung in dieser Woche kaum möglich sein werde. Der Oberkommandierende Feldmarschall Erwin Rommel hatte daher keine Bedenken, zum 50. Geburtstag seiner Frau zu einem Kurzurlaub nach Hause zu fahren. Dort, in Herrlingen bei Ulm, erreichte ihn dann die Nachricht von der Landung bei Caen in der Normandie an vier Strandabschnitten mit den in die Geschichte eingegangenen militärischen Code-Namen Utah, Sword, Juno und Omaha.

Krieg schließt immer auch die Möglichkeit einer Niederlage ein und ist überhaupt die schrecklichste aller Lösungen. Aber die vielen jungen Männer, vor allem Amerikaner, die vor 80 Jahren ihr Leben hingegeben haben, sind auch für uns gestorben. Was an den Stränden der Normandie begann, hat uns Deutsche von der Pest der Nazi-Herrschaft befreit und Europa einen langen Frieden beschert.

Dass vor 20 Jahren mit Bundeskanzler Schröder zum ersten Mal ein deutscher Staatschef an den Gedenkfeiern der Landung in Caen teilnehmen durfte, war – nach Schröders damaligen Worten – wirklich so etwas wie die Vollendung des langen Weges von Deutschland in die Völkergemeinschaft des Westens.

Diese Gemeinschaft wird heute bedroht von einer Achse der Gewalt, von autoritären Herrschaftssystemen in Russland, China und dem Iran. Werden wir uns als stark genug erweisen, diese Probe zu bestehen? Hat der Westen heute Führungspersönlichkeiten, wie damals Roosevelt und Churchill es waren? Zwei Kriege in der Ukraine und gegen Israel sind schon angezettelt. In der Ostsee werden Grenzbojen zu Finnland verräumt, der Luftverkehr und Inseln bedroht. Das ist wohl alles abgesprochen unter den großen Führern, weil China gleichzeitig Taiwan in Militärübungen mit Kriegsschiffen umstellt. Wir dürfen nicht zulassen, dass die USA aus Europa und Asien herausgedrängt werden. Auch dazu mahnen die Toten vom D-Day, auch diejenigen, die auf deutscher Seite kämpfen mussten.

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