Pretoria – Der politische Frust der Südafrikaner hat sich im Ergebnis der Parlamentswahl klar niedergeschlagen. Zum ersten Mal seit 30 Jahren hat die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) die Mehrheit verloren, wie seit Sonntagabend offiziell feststeht. Die Bildung einer Koalitionsregierung wird jedoch nicht einfach werden. „Es gibt nichts zu feiern“, sagte Generalsekretär Fikile Mbalula während einer Pressekonferenz. Der ANC sicherte sich bei den Parlamentswahlen 159 der 400 Sitze, wie die Wahlbehörde zum Endergebnis mitteilte. Das Ergebnis bedeutet einen massiven Machtverlust für die Partei des einstigen Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela: Sie hat nun 71 Sitze weniger.
„Die Ergebnisse senden eine klare Botschaft“, sagte Mbalula. „Wir möchten den Menschen in Südafrika versichern, dass wir sie gehört haben. Wir haben ihre Sorgen, ihre Frustrationen und ihre Unzufriedenheit gehört.“ Es ist das erste Mal in der demokratischen Geschichte des Landes, dass die Partei des einstigen Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela nicht mehr allein regieren wird.
Der ANC, der trotzdem die meisten Stimmen erhielt, wolle nun eine stabile und effektive Regierung bilden, um grundlegende wirtschaftliche und soziale Reformen durchzusetzen, so der Generalsekretär. Die Partei werde in den kommenden Tagen Koalitionsgespräche mit den Parteien führen, die eine solche Agenda vorantreiben könnten. Welche Koalitionspartner dafür infrage kämen, sagte Mbalula nicht.
Die Zeit ist knapp: Innerhalb von 14 Tagen müssen die 400 neugewählten Parlamentarier eine Regierung bilden und einen Präsidenten wählen. Mbalula wies Gerüchte zurück, Ramaphosa werde aufgrund des schlechten Wahlergebnisses sein Amt niederlegen. „Wir wussten, dass wir in Schwierigkeiten stecken, es ist nicht so, dass wir es nicht wussten.“