In der Wirtschaft, bei der Rente, in der Pflege: Überall ist bereits zu spüren, dass Deutschland älter wird. Und die Lage wird sich weiter zuspitzen – spätestens, wenn sich die Babyboomer um 2030 in wirklich großer Zahl in den Ruhestand verabschieden. Das weiß auch Hubertus Heil – und will ältere Arbeitnehmer locken, noch ein paar Jahre dranzuhängen.
Der Arbeitsminister befindet sich wie die gesamte SPD in dem Zwiespalt, dass es bei den eigenen Wählern ganz schlecht ankommt, eine immer wieder von Ökonomen geforderte weitere Erhöhung des Rentenalters auch nur in Erwägung zu ziehen. Sein Plan, stattdessen die mit einem Steuervorteil zu belohnen, die freiwillig länger arbeiten, wirkt da natürlich nicht nur politisch attraktiver. Auch die CDU hat schon ähnliche Gedanken formuliert. Und tatsächlich scheint die Devise in Anbetracht der Situation ja klug: Wer länger mithilft, muss viel davon haben. Ob das alleine genug ist, um den demografischen Wandel ausreichend abzufedern, steht freilich auf einem anderen Blatt.
Schon seit eineinhalb Jahren dürfen Rentner grundsätzlich unbegrenzt Geld hinzuverdienen. Das ist ein guter erster Schritt, doch Steuern werden für sie trotzdem fällig – und zwar auf das steuerpflichtige Einkommen aus Rente und Zuverdienst, was teils erhebliche Nachzahlungen an den Fiskus zur Folge haben kann, die im schlimmsten Fall auch noch unerwartet kommen. Vor allem aber führt es dazu, dass Rentner, die eigentlich gerne noch arbeiten würden, nicht selten trotzdem zu dem Schluss kommen, dass sich das für sie gar nicht ausreichend lohnt. ObHubertus Heil das mit seinen Plänen nun entscheidend ändern kann, hängt von deren konkreter Ausgestaltung ab. Die ist derzeit noch unbekannt – aber die Richtung stimmt schon mal. Sebastian.Horsch@ovb.net