Vor 22 Jahren war Narendra Modi noch eine Unperson, die für mehrere Jahre Einreiseverbot in die USA und nach Großbritannien hatte. Denn der Westen machte die Hetze des damaligen Regierungschefs der indischen Provinz Gujarat für die schwersten Ausschreitungen gegen Muslime in diesem Jahrhundert verantwortlich. Mehrere tausend Muslime wurden damals von Hindu-Extremisten getötet. Heute wird Modi, der nun vor seiner dritten Amtszeit steht, vom Westen hofiert.
Joe Biden empfing Modi vergangenes Jahr mit allen Ehren im Weißen Haus. Der Grund für den Sinneswandel des Westens ist nicht, dass Modi moderater geworden ist. Im Gegenteil: Unter der Herrschaft des Hindu-Nationalisten werden die rund 200 Millionen indischen Muslime diskriminiert wie nie zuvor in der Geschichte der indischen Demokratie. Aber der Westen redet sich Indien schön, weil er ein Gegengewicht zu China sucht. Die indische Wirtschaft boomt. Die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt soll das neue große Ding für deutsche oder US-Exporte werden, weil die wachsenden Konflikte mit China das Geschäft zunehmend vermiesen. Aber noch wichtiger ist, dass Indien als strategisches Gegengewicht zu Russland und China umgarnt wird. Auch wenn er jetzt bei den Wahlen einen leichten Dämpfer bekommen hat: Modis internationale Macht wird angesichts der weltweiten Krisen wohl noch größer. Klaus.Rimpel@ovb.net