London – Angesichts ihres gewaltigen Rückstands in den Umfragen vor der britischen Parlamentswahl übernehmen die Konservativen von Premierminister Rishi Sunak zunehmend Forderungen rechtspopulistischer Kräfte. Die Tory-Partei kündigte im Falle eines Wahlsiegs am 4. Juli eine jährliche Obergrenze für die Einreise von Migranten an. Eine konkrete Zahl nannten Sunak und sein Innenminister James Cleverly aber nicht. Sie solle von einem Beratungsgremium festgelegt werden, sagte Cleverly.
Sunak hatte eine Obergrenze lange abgelehnt. Kommentatoren sehen in der neuen Ankündigung einen verzweifelten Versuch, auf die steigenden Zustimmungswerte der rechtspopulistischen Kraft Reform UK zu reagieren. Die frühere Brexit-Partei wird künftig von Nigel Farage geführt, der den britischen EU-Austritt maßgeblich vorangetrieben hatte. Der 60-Jährige kandidiert bei der Parlamentswahl im ostenglischen Wahlkreis Clacton, wie er am Montag ankündigte.
Umfragen zufolge dürften Farages Kandidatur und seine Führungsrolle bei Reform UK die Tories landesweit viele Stimmen kosten. Sunak und seine Konservativen steuern aktuellen Daten zufolge auf eine historische Niederlage zu. Daher gehen Experten ohnehin nicht davon aus, dass die Konservativen ihre Versprechen umsetzen können.
Die Zuwanderung nach Großbritannien ist seit dem Brexit deutlich angestiegen. Dabei hatten die Konservativen versprochen, nach dem EU-Austritt werde die Regierung die Grenzen dichtmachen und die Bewegungsfreiheit stoppen. Farage wettert seit Jahren gegen die aus seiner Sicht zu hohe Migration. Laut der jüngsten YouGov-Umfrage liegt die Reform UK aktuell bei 15 Prozent und damit nur knapp hinter den Tories. Bisher ist Farage bei insgesamt sieben Versuchen, Abgeordneter im britischen Parlament zu werden, stets gescheitert. KOMMENTAR