München – Der bayerische AfD-Politiker Petr Bystron könnte eine weit größere Rolle im prorussischen „Voice of Europe“-Netzwerk gespielt haben als bisher angenommen. Ermittler in Tschechien gehen offenbar davon aus, dass der Münchner aktiv daran beteiligt war, den russischen Einfluss in Europa auszubauen. Er sei einer gewesen, der in dieser Frage mitgedacht und mitgeredet habe, berichtet die „Zeit“. Auch habe er mit den Machern von „Voice of Europe“ besprochen, was auf der Webseite veröffentlicht wird. Das gehe „mehreren Quellen“ zufolge auf Gespräche zurück, die im Frühjahr 2023 abgehört wurden.
Seit Wochen stehen Vorwürfe gegen den Listenzweiten der AfD für die Europawahl im Raum. Bisher war die Rede davon, dass er über das Netzwerk tausende von Euro aus Russland bekommen haben soll. Zuletzt gab es Durchsuchungen bei ihm wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und Geldwäsche, den Wahlkampf lässt er auf Druck der Parteispitze seit einiger Zeit ruhen. Der 51-Jährige bestreitet, russisches Geld angenommen zu haben.
Die Ermittler gehen der „Zeit“ zufolge von einer starken Einbindung Bystrons aus. Demnach soll er Konferenzen in ganz Europa organisiert haben, über die die Plattform dann berichtete. Auch soll er andere europäische Politiker für das Netzwerk vorgeschlagen haben. Letztlich sei das Ziel der vom Kreml initiierten Aktion gewesen, eine Gruppe von EU-Parlamentariern zu schaffen, die prorussische Positionen ins Parlament tragen. Auch AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah soll dazu gehört haben. Das Budget für die gesamte Aktion lag demnach bei bis zu zwei Millionen Euro.
Die Vorwürfe um Bystron und vor allem Krah belasten die Partei kurz vor der Europawahl schwer. Dabei geht es nicht nur um das Wahlergebnis, sondern auch um die Frage, ob die künftigen AfD-Abgeordneten im neuen Parlament isoliert bleiben. Kürzlich erst warf die rechte ID-Fraktion die AfD-Politiker raus. Grund dafür war vor allem Krah, der die französischen Rechtspopulisten um Marine LePen irritiert hatte, unter anderem mit verharmlosenden Aussagen zur SS.
MMÄ