Grüner Absturz

von Redaktion

Landesverband wird nicht mehr im Parlament vertreten sein

München – Es war ein „Sunday for Future“: Vor fünf Jahren jubelten die Grünen ausgelassen, als sie ihr Ergebnis auf 20,5 Prozent fast verdoppelten. Getragen von der boomenden „Fridays-for-Future“-Bewegung lag die Öko-Partei erstmals bundesweit vor der SPD. Fünf Jahre später ist nichts mehr von der Jubelstimmung übrig. Die Öko-Partei stürzt ab. Auch das Hochwasser der vergangenen Tage hatte nicht geholfen, dem Thema Klimaschutz noch einmal neuen Schub im Wahlkampf zu verschaffen.

Die Laune ist entsprechend. Die Parteivorsitzende Ricarda Lang wirkt bedient: „Damit kann man nicht zufrieden sein. Das ist nicht der Anspruch, mit dem wir in diese Wahl gezogen sind“, sagt sie in die Mikrofone. Auch die bayerische Fraktionschefin Katharina Schulze ist nicht zufrieden. „Wir werden das Ergebnis die nächsten Tage genau analysieren“, sagt sie, ohne allerdings ins Detail zu gehen. Sie dankt den Wahlkämpfern in Bayern, ganz besonders Andrea Wörle, der bayerischen Spitzenkandidaten. Für die Grünen im Freistaat ist dieses Ergebnis besonders bitter: Sie werden im neuen EU-Parlament nicht mehr vertreten sein. Eine Folge auch der schlechten Vorbereitungen im Vorfeld der Listenaufstellung. Bislang gab es mit Henrike Hahn (München) und Pierrette Herzberger-Fofana (Erlangen) immerhin zwei Abgeordnete.

Schulzes Ehemann, der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz, wird gestern Abend deutlicher als seine Frau. Und selbstkritischer: „Wir sollten uns fragen, wie wir wieder als pragmatische Kraft wahrgenommen werden, der man das Land anvertrauen möchte.“ Bei schwierigen Themen wie Migration oder Islamismus müsse man „proaktiv Lösungen anbieten können“.

Auffällig ist, dass vor allem die jungen Wähler sich von den Grünen abgewandt haben – also just die Generation „Fridays for Future“. Laut Nachwahlbefragungen wählten nur noch elf Prozent der 16- bis 24-Jährigen die Partei – das waren 23 Prozentpunkte weniger als beim letzten Mal.

Die Analyse könnte ungemütlich werden. Wobei es zu einfach wäre, das Ergebnis allein Spitzenkandidatin Terry Reintke anzulasten, auch wenn die 37-Jährige selbst am Wahltag noch den meisten unbekannt gewesen sein dürfte. Es ist einfach zu viel passiert in den vergangenen Monaten. Allem voran das Heizungsgesetz. MIKE SCHIER

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