Bahn-Versprechen bitte einkassieren

von Redaktion

Pünktlichkeit sinkt

An Versprechen ist kein Mangel: ICE-Züge sollen bis 2028 wieder pünktlich sein, die Zahl der Reisenden soll sich bis 2030 sogar verdoppeln. Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Die erste Zusage stammt von der Deutschen Bahn, die zweite Zusage traf die Ampel-Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag. Beide Versprechen, das zeichnet sich ab, können jedoch nicht eingehalten werden. Man sieht es einmal mehr an den jüngsten Zahlen zur Pünktlichkeit der Fernzüge. Die Realität ist, dass es zu einem gigantischen Bauprogramm kommen muss, um überhaupt den Status quo bei der Bahn aufrechtzuerhalten. Trotz aller Kraftanstrengungen, die es unbestritten ja gibt, schreitet die Alterung der Infrastruktur und vor allem der Brücken und Gleise voran. Der „point of return“, an dem es besser wird, ist noch nicht erreicht. Dafür müssten schlicht die Erneuerungsmengen etwa im Gleisbau noch größer werden.

Gewiss, solche Fakten sind unpopulär. Sie haben mit Fehlentwicklungen und Missmanagement im zentralisierten DB-Konzern zu tun, in dem der S-Bahn-Chef vor Ort die Erneuerung von keinem Meter Schiene selbst verfügen darf – er ist ja nur für den Betrieb zuständig, nicht für die Infrastruktur. Aber es hat auch damit zu tun, dass das Verkehrsmittel Bahn in der Perspektive der Politik immer an zweiter Stelle rangierte und immer noch rangiert. Deutschland ist Autoland, nicht Bahnland – wer daran rüttelt, ist ein Phantast. Wenn der notwendige „Marshallplan Bahn“ ausbleibt, dann sollten die Prognosen nach unten korrigiert werden. Das wäre ehrlich. Dirk.Walter@ovb.net

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