Ein Relikt aus Stalins Tyrannei

von Redaktion

Putins Freundschaft zu Nordkorea

Es ist noch gar nicht so lange her, da schaute Moskau mit Verachtung auf Nordkorea. Boris Jelzin hatte als erster frei gewählter Präsident nach dem Zerfall der Sowjetunion nur wenig Interesse an einer Freundschaft zu Pjöngjang. Sie wurde als Relikt der stalinistischen Tyrannei entsorgt. Spätestens als Russland diplomatische Beziehungen zum Erzfeind Südkorea aufgenommen hatte, war das Verhältnis endgültig hin. Hätte man den Russen damals gesagt, dass ihr künftiger Präsident 30 Jahre später bei einem Staatsbesuch von Nordkoreanern mit Russland-Fähnchen, einer Jubel-Parade und Stalin-Liedern feierlich empfangen wird – sie hätten das wohl für absurd gehalten.

Doch das ist die neue Realität. Nordkorea und Russland schließen einen Pakt, mit dem sie sich Beistand im Kriegsfall versprechen, ähnlich wie der Artikel 5 im Nato-Vertrag. Putin geht noch weiter als Stalin und macht Pjöngjang erstmals zu einem gleichwertigen Partner. Nordkorea kann nicht nur als Waffenproduzent helfen – offenbar braucht Russland auch Verstärkung, um den Westen mit Atombomben-Drohungen einzuschüchtern. Vor nicht allzu langer Zeit war Putin noch besorgt über Kim Jong-uns Versuche, Atomwaffen zu entwickeln. Nun könnte er ihn mit der nötigen Technologie versorgen. Oder zumindest will er das den Westen glauben lassen.

China dürfte diese Entwicklung übrigens nicht gefallen. Peking hat die Machtverhältnisse im asiatischen Raum gern selbst in der Hand. Trotzdem riskiert Putin, seinen wichtigsten Verbündeten zu verärgern – und offenbart damit, wie verzweifelt er inzwischen in seinem Krieg ist. redaktion@ovb.net

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