Von „Hurra“-Rufen ist dringend abzuraten: Mit 9,02 Milliarden Euro hat das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem gerade Rekordeinnahmen erzielt, darf sich darüber aber keinesfalls zu laut freuen. Denn fast eine halbe Milliarde mehr als im Vorjahr zu haben, wird den Reform-Druck auf Sender und Medienpolitiker nicht lindern, sondern weiter verstärken. Und das ist gut so.
Das System muss schlanker werden, dringend, und es muss mit dem bestehenden 18,36-Euro-Beitrag auskommen. Dazu wird es schmerzhafte Einschnitte beim Auftrag, bei Spartenkanälen, in den Verwaltungen und beim Online-Wildwuchs brauchen. Die Sender und ihre Intendanten haben die Brisanz dieses Sparzwangs lange unterschätzt. Sie hofften halt, dass die zuständigen Ministerpräsidenten und Landesparlamente alle paar Jahre wie Wackeldackel die nächste Erhöhung abnicken (oder notfalls vom Verfassungsgericht, so zweifelhaft dieser Vorgang auch sein mag, dazu gezwungen werden). Inzwischen sind Unmut und grundsätzliche Zweifel der Bevölkerung an den Öffentlich-Rechtlichen – in Details berechtigt, in der Absolutheit nicht – so groß, dass kein Beteiligter sie übersehen kann. Die ersten Sparvorschläge der Politik, die in einem Reform-Staatsvertrag münden sollen, gehen in die richtige Richtung. Aber noch nicht weit genug. Nur Mut! Christian.Deutschlaender@ovb.net