Das Geschäft mit dem Klima-Gewissen

von Redaktion

Greenwashing: Urteil gegen Katjes

Was für eine Erleichterung: endlich klimaneutral nach Thailand fliegen. Ganz ohne schlechtes Gewissen Kaffeebohnen aus Brasilien per Frachter kommen lassen. Sogar ein umweltfreundliches Steak ist drin – solange ein grüner Sticker auf der Verpackung klebt. Unternehmen versprechen immer öfter mit Labeln, dass ihre Produkte „CO₂-neutral“ oder „klimaneutral“ sind. Zwar produziert kaum eines von ihnen etwas, ohne dabei Treibhausgase auszustoßen. Aber dafür kaufen sie Zertifikate, mit denen zum Beispiel Regenwälder gerettet oder der Ausbau von Solarstrom gefördert werden soll.

Das Problem dabei ist: Niemand kann prüfen, wie erfolgreich diese Klimaschutzprojekte wirklich sind. Laut einer Studie aus dem Fachblatt „Science“ zeigen gerade mal sechs Prozent der CO₂-Zertifikate aus Waldschutzprojekten überhaupt eine Wirkung. Bislang gab es nicht mal gesetzliche Mindeststandards für Klimasiegel – meist werden sie von privaten Unternehmen vergeben. Dass der Bundesgerichtshof hier eingreift, war längst überfällig: In einem Rechtsstreit mit dem Gummibärchen-Hersteller Katjes wurde nun entschieden, dass Hersteller belegen müssen, wie genau ihre Klimaneutralität erreicht wurde.

Klima-Labels sind vor allem ein Marketing-Streich: Firmen verpassen ihren Produkten einen grünen Anstrich, um sich von ihrer Verantwortung freizukaufen. Ehrlicher und auch wirksamer wäre es, tatsächlich zu versuchen, die Emissionen bei der Produktion zu senken – anstatt mit dem Gewissen der Verbraucher Geld zu kassieren. Kathrin.Braun@ovb.net

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