Dieser Fall hinterlässt Spuren

von Redaktion

Julian Assange

Es klingt wie ein Happy End eines juristischen Dramas: Der Protagonist konnte einen Deal aushandeln, ist ein freier Mann und schließt seine Familie in die Arme. Abspann. Doch so schnell wird der Fall Julian Assange wohl nicht verdaut sein. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks hat eine 14-jährige Odyssee hinter sich. Sein Leben in Freiheit muss er ganz von vorne anfangen, seine zwei Kinder – die während seiner fünfjährigen Haft geboren worden sind – muss er erst einmal kennenlernen. Die Isolation in dem Londoner Gefängnis, das für seine harten Haftbedingungen bekannt ist, wird gesundheitliche Spuren hinterlassen haben.

Keine Frage, dass sich die USA auf ein Abkommen eingelassen hat, ist ein versöhnliches Zeichen. Zumal Assange wegen Spionagevorwürfen 175 Jahren Haft drohten. Doch das amerikanische Bild ist dadurch enorm angeknackst. Schließlich hat Assange auch mutmaßliche US-Kriegsverbrechen im Irak öffentlich gemacht. Doch statt sich mit diesen Vorwürfen auseinander zu setzten, fokussierte sich die US-Justiz nur auf eine ultimative Machtdemonstration. Nach dem Motto: „Seht her, das passiert mit Verrätern.“

Dass sich ausgerechnet die AfD, etwa bei der Europawahl, als großer Assange-Anwalt inszeniert hatte, ist pure Farce. Damit gehen die Rechtspopulisten nur auf Stimmenfang. Wohl wissend, dass dieser Fall auch die Menschen in Deutschland schockiert. Doch das Feld der gerechtfertigten Kritik an den USA darf nicht achselzuckend politischen Nutznießern oder gar den Verehrern Russlands überlassen werden. Denn Assange kämpfte auch für die Pressefreiheit. Und dafür steht die AfD nicht gerade. Leonie.Hudelmaier@ovb.net

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