Nettozuwanderung rückläufig, aber weiter hoch

von Redaktion

2023 kamen weniger Flüchtlinge aus der Ukraine und aus Afghanistan, aber mehr Syrer

Ukrainische Schüler im Klassenzimmer. © dpa/Michael

München/Wiesbaden – 2022 war ein außergewöhnliches Jahr, auch in der Bevölkerungsstatistik. Unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine stieg der Zuzug nach Deutschland schlagartig an. Nun hat sich die Zahl wieder deutlich reduziert, um 55 Prozent, ist aber immer noch so hoch wie nur in wenigen Jahren seit Beginn der Erfassung 1950. Im vergangenen Jahr kamen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 663 000 Menschen mehr nach Deutschland, als umgekehrt das Land verließen. 1,933 Millionen reisten ein, 1,27 Millionen gingen. Neben dem Vorjahr, als das Plus bei 1,462 Millionen lag, waren die Zahlen nur 2015, dem Jahr der Flüchtlingskrise, und 1992 höher.

Der Zusammenhang zwischen der Nettozuwanderung und dem Kriegsgeschehen in der Ukraine liegt auf der Hand. In den Monaten nach dem russischen Überfall flüchteten bis Ende Dezember fast 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland. 2023 waren es nur noch 276 000, ein Minus von 75 Prozent. Insgesamt war die Nettozuwanderung nach Deutschland aus dem europäischen Ausland im vergangenen Jahr stark rückläufig. Sie ging um 72 Prozent zurück, von 1,176 Millionen auf 330 000.

Weniger Zuzüge als im Vorjahr gab es europaweit vor allem aus Rumänien mit einem Minus von sieben Prozent sowie aus Bulgarien (–14). Dagegen stieg die Zahl der Zuzüge aus der Türkei um 56 Prozent an, von 81 000 auf 126 000. Europa trägt weiterhin am stärksten zur Nettozuwanderung bei, gefolgt von Asien (287 000) und Afrika (61 000). Unter den asiatischen Ländern stieg die Zahl der Zuzüge aus Syrien um 49 Prozent auf 102 000, bei Afghanen ging sie hingegen um zwölf Prozent zurück auf 49 000.

Bei deutschen Staatsangehörigen gibt es bereits seit 2005 eine Nettoabwanderung. Dieser Trend hielt auch im vergangenen Jahr an, das Minus fällt allerdings geringer aus. 74 000 Deutsche mehr zogen ins Ausland als in umgekehrter Richtung heimkamen (2022: 83 000). Hauptzielländer sind unverändert die Schweiz (21 000 Fortzüge), Österreich (13 000) und die USA (9000).

Bei den innerdeutschen Umzügen profitierte besonders Brandenburg mit einem Plus von 14 000. Der „Wanderungsüberschuss“, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, betrug in Schleswig-Holstein 9000, in Bayern 6000. Insgesamt wurden innerhalb Deutschlands im vergangenen Jahr rund 1,035 Millionen Umzüge über die Landesgrenzen hinweg registriert, 34 000 weniger als im Vorjahr (minus drei Prozent).

Ein großer Teil der Neu-Brandenburger war im Jahr 2022 noch Berliner. Fast 43 000 Menschen zogen aus der Hauptstadt ins Nachbarbundesland, nur rund 16 700 bewegten sich in die andere Richtung. Berlin weist dann auch mit einem Minus von 17 000 Personen die größten Wanderungsverluste aller 16 Bundesländer auf. Mit großem Abstand folgen dahinter Baden-Württemberg, Hessen, NRW und Thüringen (hier –4000).

In die Wanderungsstatistik fließen Zu- und Fortzüge ein, die bei den Meldebehörden registriert wurden. Melden sich Personen innerhalb des Berichtszeitraums mehrfach an oder ab, werden auch mehrere Zuzüge beziehungsweise Fortzüge registriert, wie das Statistische Bundesamt erläuterte. Wenn sich jemand nach der Einreise nicht bei den Meldebehörden in Deutschland anmeldet, beziehungsweise vor der Ausreise nicht abmeldet, kommt es zu einer Untererfassung. MARC BEYER

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