Meine Oma, aufgewachsen auf der Schwanthalerhöhe, hat mir immer mal wieder vom Oktoberfest erzählt, als ich ein Bub war. In ihrer eigenen Kinderzeit, so hat sie berichtet, ist die Familie häufig zum Mittagessen auf die Wiesn gegangen – weil‘s da so günstig war. Die Zeit, auf die sie sich da bezog, ist viele Jahrzehnte her, aber das Thema ist jetzt wieder aktuell. Gestern hat die Stadt nämlich die Getränkepreise fürs Oktoberfest 2024 bekannt gegeben. Das Naturgesetz, dass das Bier jährlich teurer wird, gilt auch heuer wieder. Und: Zum ersten Mal durchbrechen mehrere Zelte die 15-Euro-Schallmauer für die Mass.
Die Wirte können gute Gründe anführen: zum Beispiel die allgemeine Inflation, die auch bei ihnen durchschlägt sowie die Kosten für Zeltaufbau und Sicherheit. Und ja: In einer freien Marktwirtschaft darf natürlich jeder Geschäftsmann die Preise für seine Waren selbst festlegen und muss dann sehen, ob sich zu diesen Konditionen ein gutes Geschäft machen lässt. Außerdem liegt die Wiesn-Inflation übers Jahr gerechnet einigermaßen im Bereich der sonstigen Teuerungsrate.
Ist man jetzt also ein Miesmacher, wenn man die Wiesn-Preiserhöhung kritisiert? Nein, auf keinen Fall. Denn: Der prozentual maßvolle Anstieg passiert ja von einem satten Sockel aus – die Preise waren eh schon hoch. Und eins sollte man sich bewusst machen. Preise festlegen: Das ist eine bewusste Entscheidung. Sicher: Es gibt mehr als genug Gäste, die gern 15 Euro für eine Mass Bier zahlen. Vielleicht würden sogar 20 gehen, betriebswirtschaftlich gesehen. Aber das hat Folgen, nämlich für die Struktur des Publikums. Diejenigen, denen das Geld egal ist, sind in der Regel Touristen und Geschäftsleute. Ja, die bringen der Stadt Geld. Aber die normalen Leute, die für die Wiesn ein Sondervermögen bräuchten, schreckt man mehr und mehr ab.