Der Brexit und die Tory-Politik führten dazu, dass Briten heute im Schnitt 20 Prozent ärmer als Deutsche sind. Gleichzeitig sind Staats-Schulden und Steuern in den 14 Jahren konservativer Herrschaft auf Rekordniveau gestiegen. Und das einst als besonders gerecht gerühmte britische Gesundheitssystem liegt am Boden. Dazu kommen all die Skandale und innerparteilichen Grabenkämpfe der letzten Jahre, die die historische Niederlage der britischen Konservativen fast schon als natürliche Konsequenz erscheinen lassen.
Die neue Labour-Regierung geht deshalb zwar mit einer absoluten Mehrheit, aber auch mit einer schweren Last in eine neue Ära: Denn klar ist, dass Keir Starmer nicht aus Begeisterung für seine wenig charismatische Person gewählt wurde. Es ist das britische Mehrheitswahlrecht, dass Labour diesen historischen Sieg bescherte. Die britischen Sozialdemokraten haben gerade mal um 1,6 Prozent zugelegt, die Rechtspopulisten von Nigel Farage um satte 12,4 Prozent.
Der neue Premier Starmer setzte auf einen weitgehend inhaltsleeren Wahlkampf. Dieses Vage und Fade mag geschickt gewesen sein, um an die Macht zu kommen. Doch jetzt könnte es zur Bürde werden: Starmer muss liefern, muss die britische Wirtschaft wieder nach vorne bringen – und dafür manchem linken Parteifreund auf die Füße treten. Boris Johnson und Co. haben der Glaubwürdigkeit von Politik geschadet. Labour muss es schaffen, dass die Briten wieder Vertrauen in den Staat zurückgewinnen. Scheitert Starmer, wird das ein weiterer Triumph für Populisten à la Farage. Klaus.Rimpel@ovb.net