Joe Biden hat den Zeitpunkt für einen würdigen Abgang verpasst. Dieser US-Präsident hat tatsächlich Großes geleistet, nicht nur, weil er 2020 Donald Trumps zweite Amtszeit verhindert hat. Aber in die Geschichtsbücher wird Biden nun als der älteste Kandidat aller Zeiten eingehen, der mit seiner Uneinsichtigkeit die Demokratie in den USA in eine schwere Krise stürzt.
Biden wird aufgeben müssen: Seine Parteifreunde, seine Spender, selbst den Demokraten so wohlgesonnene Hollywood-Größen wie George Clooney rücken von ihm ab. Aber egal, wer dann für ihn ins Rennen geht: Der Makel, dass Biden zum Rückzug gezwungen werden musste, wird an dem neuen Gegner, der neuen Gegnerin Donald Trumps haften.
Und es drohen auch juristische Fallstricke: Die hunderte Millionen an Wahlkampfspenden können nicht so ohne Weiteres auf einen Ersatzkandidaten umgeleitet werden. Problemlos funktioniert das nur, wenn seine Vize Kamala Harris ins Rennen steigt. Doch die ist so unbeliebt, dass die Demokraten gut beraten wären, mit einer zwar weniger bekannten, aber dadurch auch interessanteren, die Neugier weckenden Kandidatin anzutreten. Eine landesweit unverbrauchte Gouverneurin wie Gretchen Whitmer wäre die denkbar härteste Gegnerin für Trump. Sie müsste jedoch mit vollem Rückhalt Bidens und aller US-Demokraten ins Rennen gehen – aber das kann angesichts des halsstarrigen Widerstands des 81-Jährigen selbst die smarteste PR-Kampagne nicht mehr glaubhaft rüberbringen. Klaus.Rimpel@ovb.net