Logisch: Es gibt für alles eine Erklärung. Die Verantwortlichen können genau darlegen, warum sie im Altstadtring-Tunnel den Verkehr nur tröpferlweise durchlassen, obwohl die unterirdische Baustelle eigentlich längst fertig ist. Nämlich weil die Arbeiten an der Oberfläche hinter dem Tunnel noch nicht abgeschlossen sind – weshalb im Tunnel Riesen-Stau entstehen würde.
Und ja: Man kann auch erklären, warum bei der zweiten S-Bahn-Stammstrecke das einzig Regelmäßige die Ankündigungen von Verspätungen und Verteuerungen sind. Juristischer Ärger, hohe Sicherheitsanforderungen und, und, und.
Aber ehrlich gesagt ist das alles der falsche Ansatz. Bei einem verantwortungsvoll geführten Projekt geht es nämlich nicht darum zu erklären, WARUM die Baustelle nicht fertig wird. Der Chef ist ja grad deshalb der Chef, weil er dafür sorgen muss, dass man diese Fragen gar nicht erst stellen muss. Sein Job ist es sicherzustellen, DASS die Baustelle rechtzeitig fertig wird, auch in der Gesamtsicht und im Verbund mit anderen Projekten.
Umso ernüchternder ist ein Spaziergang durch München – Altstadtring und Stammstrecke sind da nur die Spitze des Eisbergs an Ewigkeits-Baustellen. Das Verständnis der Bürger, die an jedem Eck im Stau oder vor greisligen Gruben stehen, ist sehr überschaubar. Am Ende bleibt für den Baustellen-Beobachter die alte Erkenntnis, die heute noch genauso gilt wie schon vor Jahrhunderten: Wer will, findet Wege. Und wer nicht will, findet Gründe. Der Job (und zwar gerade auch der der Politiker) wäre, Wege zu finden. Bitte schnell. Ulrich.Heichele@ovb.net