Bayern ist ein Paradies aus Bergen, Gärten und Seen. So malt es gerne die Tourismuswerbung aus. Und es stimmt ja auch – die Attraktivität der Landschaft ist enorm. Aber es gibt auch Schattenseiten. Im Naturschutz ist Bayern längst nicht so gut, wie es sein könnte. Das belegt jetzt die Bilanz, die die Organisatoren des Bienen-Volksbegehrens zogen. Ökolandbau, Biotopverbünde, Pestizideinsatz – bei vielen wichtigen Kriterien gibt es kaum Fortschritte. Jedenfalls: Da geht noch mehr!
Vor Jahren schreckte das Insektensterben viele auf – der Rückgang der Arten mobilisierte die Massen und war auch ein Grund für den Erfolg des Volksbegehrens. Inzwischen ist es wieder ein Nischenthema. Krieg, Energie, Trump – es gibt, so scheint‘s, Wichtigeres. Auch den Landwirten, die ja meist die Hauptbetroffenen von mehr Naturschutz sind, reicht‘s. Das belegen die Bauerndemos im Winter. Man kann sie ja verstehen. Mehr Naturschutz geht nur mit, nicht gegen die Bauern. Aber die Anstrengungen dürfen nicht nachlassen: Das Artensterben ist noch nicht gestoppt. Der Bestand der Feldvögel hat sich in 40 Jahren halbiert. Die Hälfte aller Brutvögel und Schmetterlinge ist vom Aussterben bedroht. Womöglich suggerieren einzelne spektakuläre Erfolge – etwa das Projekt zur Ansiedlung von Bartgeiern oder auch das Wiederauftauchen von Störchen und Reihern – ein falsches Bild. Auch Kleines hilft: Daher ist auch der jüngste Vorstoß der Staatsregierung zur Entbürokratisierung hochproblematisch. Die Streichung von Freiflächengestaltungssatzungen hört sich erst mal gut an. In Wahrheit ist es eine Erlaubnis für ökologisch unsinnige Schottergärten auf Privatgrundstücken. Da waren wir in Bayern schon mal weiter. Dirk.Walter@ovb.net