Was hat sich der Friedensreisende Viktor Orbán nach seinen mit den Europäern unabgestimmten Visiten bei Putin, Xi und Trump denn gedacht? Dass die EU ihm aus lauter Dank einen Lorbeerkranz aufs eigensinnige Haupt setzt? Stattdessen kündigt die düpierte EU-Chefin Ursula von der Leyen nun einen Boykott der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft an. Worüber sich nun wiederum der Ungar fürchterlich echauffiert. Wenigstens für Orbán ist die Rechnung aufgegangen: Er kann sich vor seinen Magyaren wieder an seinem Lieblingsfeindbild Europa abarbeiten.
Für die Ukraine, für deren Besuch Orbán erst zweieinhalb Jahre nach Kriegsausbruch Zeit fand, hat der Ungar hingegen nichts erreicht. Friedensinitiativen aus Moskau sind nicht überliefert. Nur neue Drohungen ließ Putin über seinen Gast aus Budapest übermitteln. Ansonsten genießt der Kreml-Despot die Demonstration europäischer Uneinigkeit, für die sich Ungarns Regierungschef leider hergegeben hat. Wer argumentiert, dass es nie falsch sein kann, im Gespräch zu bleiben, übersieht: Orbán ist kein ehrlicher Makler. Und Putin an ernsthaften Verhandlungen (noch) nicht interessiert. Er hofft, dass der Westen sich überwirft und Trump die Waffenlieferungen an Kiew einstellt.
Blamiert steht mal wieder die EU da. Sie muss nach Orbáns Reisen hinter dem Rücken der Europäer die Scherben zusammenkehren. Die Brüsseler Eliten zahlen einen hohen Preis dafür, dass sie Orbán 2015 im Streit um Europas Asylpolitik ächteten, angeführt von der Kanzlerin. Dieses Zerwürfnis wirkt weiter und entzweit die europäische Familie. Zum Schaden aller und ganz besonders der armen Ukrainer. Georg.Anastasiadis@ovb.net