So etwas nennt man einen Erdrutsch: Fast zwei Drittel der deutschen Top-Manager und Behördenchefs bevorzugen als nächsten Kanzler CDU-Chef Friedrich Merz, nur noch ein Drittel setzt auf den amtierenden Regierungschef Olaf Scholz, ergab das „Elitepanel“ des renommierten Allensbach-Instituts. Die letzte, vor acht Monaten erhobene Umfrage hatte Scholz noch hauchdünn in Führung gesehen. Schon damals war es um das Ansehen der Ampel nicht gut bestellt gewesen. Doch hat sich seither auch das Restvertrauen der deutschen Entscheider verflüchtigt.
Das erstaunt nicht angesichts der Heftigkeit des Streits in der Koalition. Gleichzeitig haben sich die Perspektiven der deutschen Wirtschaft weiter eingetrübt, warten die Unternehmer händeringend auf Impulse aus der Politik. Der Miele-Mitinhaber Reinhard Zinkann nennt Deutschland ein „Hochlohn- und Hochsteuerland mit sehr kurzen Arbeitszeiten und viel Bürokratie“. Seit die billigen Zinsen und die billige Energie weg sind, suchen die Manager händeringend nach einem neuen Geschäftsmodell, während die Ampelpolitik zu viel um neue Heizungsvorschriften und Randgruppen kreiste.
Doch steckt in den Vorschusslorbeeren für den Wirtschaftsexperten Merz auch ein Risiko: Er ist gewissermaßen die letzte Patrone der etablierten Parteien. Geht auch mit ihm und der 2025 zu bildenden Koalition kein Ruck durchs Land, dann erodiert das Vertrauen weiter, wird der Siegeszug der Populisten von ganz links und ganz rechts mit ihrer fatalen Schwäche für Autokraten nicht mehr zu stoppen sein. Ohne klares Bekenntnis zu offenen Märkten und freier Welt aber können unsere Unternehmen nicht erfolgreich sein. Georg.Anastasiadis@ovb.net