Es ist ein Domino-Effekt beispiellosen Ausmaßes: Wegen einer Computer-Störung liegen Flughäfen von Berlin bis Hongkong lahm, Kliniken sagen Operationen ab, Banken, Supermarktketten, Tankstellen und Fernsehsender können nur eingeschränkt arbeiten. Auf dem ganzen Globus herrscht digitaler Ausnahmezustand. Und das alles wegen eines technischen Problems bei einer Cybersecurity-Firma, von der die meisten Menschen noch nie etwas gehört haben. Wie kann das sein?
Ein Update-Fehler bei Crowdstrike, einer Firma mit Sitz in Texas, hat etliche Windows-Computer abstürzen lassen. Das Betriebssystem von Microsoft beherrscht den Weltmarkt seit Anbeginn der Digitalisierung und ist auf etwa drei von vier Rechnern installiert. Das Chaos am Freitag zeigt einmal mehr, wie abhängig unsere globalisierte Welt inzwischen von einzelnen Konzernen (und ihren Drittanbietern) geworden ist.
Die gute Nachricht: Es war kein Hacker-Angriff. Die schlechte: Es hätte einer sein können. Schwachstellen wie diese können nicht nur von böswilligen Akteuren ausgenutzt werden – sie werden es schon längst. Cyberangriffe aus Russland auf kritische Infrastruktur gehören bereits zu unserer Realität. Unsere digitalen Systeme in die Hände eines einzigen Anbieters zu legen, ist genauso blauäugig, wie ausschließlich auf russisches Gas oder taiwanische Halbleiter zu setzen. Der Vorfall ist ein weiterer Weckruf, der offenbart, wie zerbrechlich unsere Wirtschaft und unsere Sicherheit inzwischen sind. Kathrin.Braun@ovb.net