Der Republikaner-Parteitag ist vorbei, aber für Deutschland fangen die Probleme erst an: Gewinnt Donald Trump die Wahl im November, und das ist anzunehmen, wird es Trump pur geben. Anders als 2016 ist dann auch kein Vizepräsident Mike Pence mehr da, der als Transatlantiker seinen Chef einhegte und für das Nato-Beistandsversprechen einstand, sondern ein J. D. Vance. Der aber feuert Trump eher noch an. Der Politik in Berlin schwant zu Recht nichts Gutes. Lauscht man den TV-Schalten deutscher Journalisten aus den USA, wird die darin geäußerte Sorge vor der Zukunft nur noch vom Gestus großer Verachtung für Trump und seine Wähler übertroffen. Doch hilft der deutsche Hang zur Besserwisserei und zum Moralisieren, und, wenn beides nichts nützt, zur Jammerei nun nicht mehr weiter.
Denn auf eigenen Beinen kann Europa nicht stehen. Zwar hatte Angela Merkel die Zeitenwende im Verhältnis zu den USA schon 2017 erkannt, als sie Trumps USA als nicht mehr verlässlichen Partner einstufte. Nur folgte daraus nichts, wie so oft bei der Kanzlerin (insbesondere auch nach Putins Krim-Annexion): Sie ließ ihn mit dessen berechtigten Forderungen nach stärkeren deutschen Verteidigungszahlungen abtropfen, sah tatenlos dem Verfall der Bundeswehr zu und versuchte beim heimischen Publikum stattdessen mit herablassenden Bemerkungen über Trump zu punkten – keine gute Idee im Umgang mit Narzissten. Auch Initiativen zu mehr gemeinsamen Sicherheitsanstrengungen im Rahmen der EU verpufften. Und Olaf Scholz macht es heute kaum besser. Trotz dringender Warnungen von Wehrminister Boris Pistorius hat die klamme Ampel soeben den beantragten Verteidigungsetat radikal zusammengekürzt.
Was nur soll Trump, selbst kein Freund leiser Töne, von diesen grundlos großmäuligen Europäern halten? Trump ist ein Angeber, aber auch ein „Deal Maker“. Wir werden, ob es uns gefällt oder nicht, mit der künftigen US-Administration umgehen und Anknüpfungspunkte suchen müssen, um Europas Sicherheit zu gewährleisten. Für die schnelle Aufstellung einer EU-Armee ist es jetzt zu spät. Viel wäre gewonnen, wenn unsere Politiker ihre Abscheu gegenüber Trump überwänden und wenigstens mal ins Gespräch mit Amerikas mutmaßlich künftigen Entscheidern kämen. Schon um nicht Putin das Feld zu überlassen, der weiß, wie man mit Autokraten umgeht. Georg.Anastasiadis@ovb.net