Was geht uns Amerikaner die Ukraine an? Der Rückzug ins Nationale ist eines der großen Themen dieses US-Wahlkampfs, in dem Donald Trump und J. D. Vance damit punkten wollen, die Rolle der USA als „Weltpolizist“ als teuer und unsinnig darzustellen. Wie fragwürdig diese Abkehr einer Supermacht vom weltweiten Engagement ist, zeigt die Tatsache, dass die andere Supermacht das drohende Vakuum schon jetzt zu nutzen versucht: China nimmt zunehmend offensiv die Rolle des Weltkrisen-Managers ein. Die öffentlich stets mit ihrer „Neutralität“ kokettierenden Machthaber in Peking schaffen damit Fakten, die den USA und auch uns Europäern nicht gefallen können.
So vermittelt das Regime von Xi Jinping jetzt eine Einigung zwischen den palästinensischen Erzfeinden Hamas und Fatah, die alle Bemühungen, eine Nachkriegsordnung für Gaza ohne die Islamisten-Extremisten aufzubauen, zerstören könnte. Gleichzeitig lud China den ukrainischen Außenminister Kuleba nach Peking ein – und angesichts des möglichen Trump-Siegs in den USA bleibt Kiew nichts anderes übrig, als auch auf die Vermittlerrolle des Putin-Freundes Xi zu setzen.
China hat mit seinem Projekt der Neuen Seidenstraße seinen weltweiten Einfluss bereits massiv ausgedehnt. Mit Geld, jetzt vermehrt auch mit Diplomatie, rückt China seinem erklärten Ziel näher, bis 2049 die global führende Weltmacht zu sein. Dazu kommt aber auch eine beispiellose Aufrüstung und offene Aggression gegenüber den asiatischen Nachbarn. Insofern ist dieser Allmachts-Anspruch auch eine Drohung gegenüber den Demokratien des Westens. Klaus.Rimpel@ovb.net