Nach einer friedlichen Fußball-EM könnte man eigentlich zuversichtlich in das nächste Großereignis gehen, das olympische. Doch die Spiele von Paris, die heute beginnen, tragen einen anderen, schwereren Ballast mit sich. Die Kriege in der Ukraine und in Gaza drängen der Veranstaltung, die so unbedingt unpolitisch sein will, das Politische förmlich auf: Gut möglich, dass sich ukrainische und russische Athleten in Feindschaft begegnen. Und dass Gaza ein konstantes, potenziell gefährliches Grundrauschen sein wird, ist längst klar.
Paris, zu dessen traurigem Erfahrungsschatz der (islamistische) Terror gehört, schützt sich, seine Menschen und die Sportler mit mehr als 50 000 Sicherheitskräften und auch mithilfe Künstlicher Intelligenz. Ja, der gigantische Aufwand ist auch dem offenen Format geschuldet, das die Spiele über die ganze Stadt verteilt. Aber zur Wahrheit gehört, dass das größte (Sport-)Fest der Welt auch jene anzieht, die hassen. Besonders bedrückend ist, dass es 52 Jahre nach dem Münchner Olympia-Attentat die israelischen Teilnehmer sind, um deren Sicherheit die größte Sorge besteht. Einige von ihnen erhielten schon im Vorfeld Morddrohungen. Die Forderung nach Ausschluss des ganzen Teams stand im Raum. Der Linken-Politiker Thomas Portes schleuderte den 88 Israelis gar entgegen, sie seien nicht willkommen. Portes bekam viel Gegenwind, immerhin. Aber er setzte damit auch ein so giftiges wie hässliches Zeichen.
Frankreichs Innenminister hat selbst auf die Gefahren für Israels Sportler hingewiesen, wohl wissend, dass der Israelhass in der Hauptstadt seit dem Hamas-Massaker gewachsen ist. Ob diese Spiele gelingen, wird nicht davon abhängen, wer wie viele Medaillen mit nach Hause nimmt. Sondern davon, ob Paris seine Gäste schützen kann. Marcus.Maeckler@ovb.net