Offenbarungseid des Bahnvorstands

von Redaktion

Niederschmetternde Bilanz

Eigentlich ist der jüngste Halbjahresbericht der Deutschen Bahn ein Offenbarungseid: 1,2 Milliarden Euro Verlust in den ersten sechs Monaten; sechs Prozent weniger Fahrgäste im Fernverkehr (trotz EM!); dazu Schlechtleistungen regional bei der S-Bahn und ein neuer Tiefstand bei der Pünktlichkeit. Das sind alles keine guten Nachrichten für die Verkehrswende, für den Klimaschutz, für die Reisenden, die sich auf die Bahn verlassen wollen. In normalen Unternehmen würden Vorstandssessel wackeln. Aber was ist schon bei der Bahn normal?

In der Not greift der Bahnvorstand nach jedem Strohhalm. Etwas Gutes gibt es ja immer: Tatsächlich ist die Zahl der Reisenden im Regionalverkehr stark gewachsen – dem Deutschlandticket sei Dank. Und ja, auch im Fernverkehr ist zumindest der Zuwachs im Juni ein Lichtblick. Insgesamt jedoch rücken die großen Ziele, die sich die DB gesetzt hat, in weite Ferne. Das Pünktlichkeitsziel für die ICE-Flotte im Jahr 2024 (70 Prozent) hat die DB gestern stillschweigend kassiert – jetzt sollen es vage „63 bis 67 Prozent“ werden. Hinzu kommt: Soeben hat die DB angefangen, Hochleistungskorridore zu sanieren, Hauptstrecken werden dafür monatelang gesperrt – und das bis mindestens 2030. Dass DB-Chef Richard Lutz unverdrossen daran festhält, die Verkehrsleistung bis 2030 zu verdoppeln, ist da gelinde gesagt irritierend. Ehrlich wäre ein Eingeständnis, dass das nicht zu schaffen ist. Dirk.Walter@ovb.net

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