Warten auf das „Yes, we Kam“

von Redaktion

Trotz scheinbar engem Verhältnis: Ex-US-Präsident Barack Obama hat sich noch nicht zur Kandidatur von Kamala Harris geäußert. © Foto: Kaster/picture alliance

München/Washington – Noch nicht mal eine Woche ist es her, dass Vize-US-Präsidentin Kamala Harris ihre Kandidatur für den Wahlkampf verkündet hat, da stellen sich schon zahlreiche namhafte US-Demokraten hinter sie. In den Sozialen Medien sowie auf Plakaten ist nun von „Yes, we Kam“ die Rede – angelehnt an den großen Wahlkampf-Slogan „Yes, we can“ von Barack Obama aus dem Jahr 2008.

Dabei hat sich genau dieser noch immer nicht zu Wort gemeldet, wenn es um die Kandidatur der 59-Jährigen geht. Das Schwergewicht der US-Demokraten schweigt. Warum, darüber kursieren die unterschiedlichsten Theorien. Laut dem US-amerikanischen Nachrichtensender NBC soll hinter Obamas Verhalten aber keine ablehnende Haltung gegenüber Harris stehen.

Kamala Harris und Barack Obama seien seit der Ankündigung ihrer Kandidatur in engem persönlichem Austausch miteinander, telefonierten täglich und planten auch gemeinsame Wahlkampfauftritte, heißt es seitens der NBC – sie beruft sich auf Informationen von vier Personen, die Obama und Harris nahestehen sollen. Obama unterstütze Harris und stehe hinter ihrer Kandidatur.

Offiziell hat sich der Ex-US-Präsident dazu aber noch nicht bekannt. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Bereits vor vier Jahren hatte er sich bei Joe Biden ähnlich verhalten und sich erst für ihn ausgesprochen, als ihm die Kandidatur nicht mehr zu nehmen war. Wenngleich ein Rest Zweifel geblieben ist, inwiefern er seinem ehemaligen Vize-Präsidenten das Amt zutraute. Denn im Wahlkampf 2016 hatte sich Obama nicht hinter ihn, sondern Hillary Clinton gestellt.

Obamas Schweigen könnte Taktik sein

Dass es Obama mit Harris nun ähnlich angeht, ist gut möglich. Denn als Vize-Präsidentin hat sich Harris in den letzten Jahren eher weniger hervorgetan. Im Wahlkampf 2020 war sie bereits als Kandidatin angetreten, schied aber früh aus dem Rennen aus. Wartet Obama ab, ob die Demokraten noch eine bessere Kandidatin aus dem Hut zaubern, die Harris herausfordern könnte? Laut Informationen der „New York Times“ sei dies nicht der Fall. Die Zeitung zitiert die Aussagen von Obama nahestehenden Personen, wonach „man nicht zu viel darin hineinlesen sollte“ und dass er „keinen alternativen Kandidaten im Sinn hatte, als er die Entscheidung traf, Harris‘ Nomination nicht sofort zuzustimmen“.

Eine zu frühe Unterstützung Obamas könnte sogar negativ für Harris sein: Statt ihre Nominierung als Konsens der Partei-Basis zu sehen, würde es wirken wie „eine Krönung“ durch die Partei-Eliten, so die Zeitung. Nicht zuletzt könnte Obamas Zurückhaltung aber auch damit zu erklären sein, dass er Biden bei seiner Abschiedsrede nicht die Show stehlen wollte. Der aktuelle US-Präsident erklärte am Mittwochabend deutscher Zeit die Hintergründe seines Rückzugs aus dem US-Wahlkampf live im US-Fernsehen und sprach den Amerikanern offiziell seinen Dank aus.

„Ich hoffe, Sie haben eine Idee davon, wie dankbar ich Ihnen allen bin“, sagt Biden in die Kameras. „Es ist die Ehre meines Lebens gewesen, Ihnen als Präsident zu dienen. Doch nun ist die Zeit gekommen, den Staffelstab an eine neue Generation weiterzugeben. An frischere Stimmen – ja, jüngere Stimmen.“ Es ist das erste Mal, dass Biden – wenn auch nur vage – auf sein Alter zu sprechen kommt. Der 81-Jährige sagt: „Ich glaube, mein Erbe als Präsident und meine Vision für Amerikas Zukunft hätten eine zweite Amtszeit verdient. Aber nichts kann im Wege stehen, unsere Demokratie zu retten – persönliche Ambitionen mit eingeschlossen.“ Auch auf Harris kommt Biden zu sprechen: Er bedankt sich bei ihr, sie sei „erfahren, stark und fähig“. Nach Bidens Rede meldet sich auch Obama zu Wort: Er dankt den Bidens für die Führung in schwierigen Zeiten. Die Vizepräsidentin Harris erwähnt er nicht.

Wie die US-Demokraten am Donnerstag aber bekannt gaben, wollen sie bereits vor ihrem Parteitag ihren Präsidentschaftskandidaten nominieren – Anfang August soll eine elektronische Abstimmung stattfinden. Kamala Harris ist bislang die einzige Kandidatin. Ob weitere folgen, bleibt offen.

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