Emmanuel Macron hat Frankreichs Politik eine olympische Pause verordnet. Finden Sie seltsam? Zu Recht. Denn erstens wäre es neu, dass sich der Polit-Betrieb – in dem Fall die Bildung einer neuen Regierung – dem Sport unterordnen müsste. Zweitens herrscht nach der Wahl ohnehin Stillstand und just in dem Moment, da Bewegung entsteht, verlängert ihn der Präsident. Einen neuen Premier will er erst nach den Spielen ernennen. Da kann die Kandidatin des Linksbündnisses murren, wie sie will.
Natürlich tut Macron das nicht, ohne gewisse Hoffnungen zu hegen. Den Regierungschef zu ernennen, obliegt ihm allein, und in den drei Besinnungs-Wochen, die er sich jetzt quasi selbst genehmigt, kann einiges passieren. Zum Beispiel mit dem Linksbündnis. Das hat die Wahl zwar gewonnen, sich aber danach als ziemlich fragil erwiesen. Nicht auszuschließen, dass es sich bis Mitte August zerstreitet. Oder dass einzelne Linksaußen-Politiker aus seinen Reihen mit antisemitischen Aktionen während der vom Gaza-Krieg politisch aufgeladenen Spiele auffallen. Das gäbe Macron ein Argument in die Hand, die Links-Kandidatin zu blockieren.
Er selbst dürfte die nächsten Wochen nutzen, um intensiv an seiner Wunschlösung zu basteln: einem breiten Regierungsbündnis mit Macronisten, gemäßigten Linken und Konservativen. Das erfordert viel Verhandlungsgeschick und vor allem: mehr Zeit. Während sich das Land, mindestens aber Paris dem Sport hingibt, ist viel Raum für Gespräche. Zugegeben, das alles klingt nicht nach einem ausgeklügelten Plan, aber damit ist Macron zuletzt ohnehin nicht aufgefallen. Ihn treibt eher das Prinzip Hoffnung. Ausgang offen. Marcus.Maeckler@ovb.net