Die NRW-Polizei muss nun weitestmöglich die Nationalitäten von Tatverdächtigen nennen. Bei Deutschen wie bei Ausländern. Ein richtiger Schritt, und nur ein kleiner: In diese Richtung bewegen sich ja die meisten Medien – zu Recht. Man hat da etwas gelernt, beginnend nach der Kölner Silvesternacht 2015.
Es geht nicht um Stigmatisierung und Hetze, sondern um Transparenz und Klarheit. Es gibt Delikte, die überdurchschnittlich oft von einem klar zu erfassenden Täterkreis verübt werden. Und andere, wo man das nur mutmaßt. Dies etwa bei den vielen Messerdelikten klar zu benennen, ist eine Aufgabe von Behörden und Medien. Zu lange trauten sie einem Trugschluss: Wer Herkunft oder Aufenthaltsstatus verschweige, beuge Fremdenfeindlichkeit vor und stärke die Gesellschaft. Das Ziel mag edel sein – der Weg ist falsch. Das Konzept des Beschweigens funktionierte allenfalls in Jahrzehnten vor dem Internet. Inzwischen ist es hochgefährlich, weil es Raum schafft für Mythenbildung und Aufwiegelung. Es macht die Menschen zornig, wenn Behörden die Taten von Clans und Gruppen hinter hyperkorrekten Formeln vernuscheln und vernebeln. Und es verhindert, dass Politik und Öffentlichkeit rechtzeitig Handlungsbedarf erkennen.
Fakten hetzen nicht, Fakten helfen. Transparenz heißt: Auch bei deutschen Verdächtigen die Nationalität nennen. Mancher wird staunen, wie oft das der Fall ist. Auch, weil es jenseits von Migration Fehlentwicklungen in der Gesellschaft gibt, Verrohung, Verwahrlosung, Vereinsamung. Jugendrichter können dazu viel berichten. Auch hier gilt: drüber reden, nicht drüber schweigen. Christian.Deutschlaender@ovb.net