Rente: 68 Prozent sind steuerpflichtig

von Redaktion

Mit spitzem Stift sollten sich aktuelle und künftige Rentner ausrechnen, was ihnen wirklich übrig bleibt – und zwar auch nach der Steuer. © dpa

München/Wiesbaden – Die Zahl der Rentner wird in Deutschland immer größer. Rund 22,1 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr Leistungen in Höhe von insgesamt 381 Milliarden Euro aus gesetzlicher, privater oder betrieblicher Rente erhalten. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stieg die Zahl der Rentenempfängerinnen und -empfänger damit um 0,6 Prozent oder 121 000 im Vergleich zum Vorjahr – mehr als jeder vierte Bundesbürger ist heute also Rentner. Auch die Höhe der gezahlten Renten wuchs im gleichen Zeitraum um 4,9 Prozent beziehungsweise 17,7 Milliarden Euro an.

Prognosen: Renten steigen weiter stark

Zum Vergleich: 2016 erhielten 21,3 Millionen Rentner Leistungen von 289 Milliarden Euro – also fast 100 Milliarden Euro weniger als heute. Die Prognosen gehen von einem weiteren starken Anstieg von Rentnern und Rentenhöhe in den kommenden Jahren aus.

Gleichzeitig steigt auch die Zahl derer, von deren Rente der Fiskus einen Teil abhaben will. Von den gesamten Rentenleistungen im Jahr 2023 zählten 68 Prozent (260,5 Milliarden Euro) zu den steuerpflichtigen Einkünften. Seit 2015 erhöhte sich der durchschnittliche Besteuerungsanteil um 13 Prozentpunkte.

Der Grund für diesen Anstieg ist eine Neuregelung der Besteuerung von Alterseinkünften im Alterseinkünftegesetz von 2005, erklärten die Bundesstatistiker. Kern der Neuregelung ist der Übergang von einer vorgelagerten zu einer nachgelagerten Besteuerung. Das bedeutet, dass Rentenbeiträge während der Ansparphase schrittweise steuerfrei gestellt und erst die Auszahlungen besteuert werden. Die bislang bis zum Jahr 2040 vorgesehene Übergangsphase wurde kürzlich bis zum Jahr 2058 verlängert. Dabei ging es auch darum, eine Doppelbesteuerung zu verhindern – ein Problem, das Experten zufolge damit aber immer noch nicht vollständig ausgeräumt ist.

Welcher Anteil der Renteneinkünfte steuerpflichtig ist, richtet sich somit nach dem Jahr des Rentenbeginns (siehe Tabelle). Kurz gesagt: Je später der Rentenbeginn, desto höher ist der besteuerte Anteil der Renteneinkünfte. Außerdem steigt der Besteuerungsanteil durch Rentenerhöhungen, da diese komplett steuerpflichtig sind. Im Jahr 2058 soll der Besteuerungsanteil dann bei 100 Prozent liegen.

Viele Renten bleiben trotzdem steuerfrei

Doch bei Weitem nicht jeder, der theoretisch Steuern zahlen soll, muss das in der Praxis auch. Laut aktuellen Daten zahlten 2020 etwa 60 Prozent der Rentner auf ihre Alterseinkünfte keine Steuern. Bei vielen Rentnerinnen und Rentnern liegt der steuerpflichtige Teil ihrer Renten nach Abzügen nämlich unterhalb des Grundfreibetrags. Daher bleiben viele Renten steuerfrei, wenn keine weiteren Einkünfte vorliegen. Wie viele Rentnerinnen und Rentner für das Jahr 2023 tatsächlich Einkommensteuer zahlen, könne aufgrund der langen Fristen zur Steuerveranlagung noch nicht mitgeteilt werden, hieß es.

Aktuelle Informationen zur Rentenbesteuerung liegen für das Jahr 2020 vor. Damals mussten 40 Prozent oder 8,7 Millionen der insgesamt 21,8 Millionen Empfänger Einkommensteuer auf ihre Renteneinkünfte zahlen. Im Vergleich zu 2019 stieg dieser Anteil um 2,7 Prozentpunkte beziehungsweise 636 000 Menschen. Bei 82 Prozent der 2020 Steuer zahlenden Rentenempfänger lagen neben Renten noch andere Einkünfte wie Versorgungsbezüge, Arbeitseinkommen oder Mieteinnahmen vor. Bei zusammen veranlagten Ehepaaren können das auch Einkünfte des Partners sein.
HOR, DPA, AFP

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