Blutige Revolution in Bangladesch

von Redaktion

Regierungschefin flieht – Armee plant Übergangsregierung

Flammende Wut gegen Regierungschefin Hasina. © Jewel/dpa

Dhaka – Bis zuletzt wehrte sie sich mit aller Härte dagegen – nun aber ist Bangladeschs langjährige Ministerpräsidentin Sheikh Hasina nach wochenlangen Protesten mit mehr als 300 Toten zurückgetreten. Das bestätigte das Militär. Armeechef Waker-uz-Zaman erklärte, eine Übergangsregierung werde die Führung des Landes übernehmen. „Diejenigen, die Morde und andere Gräueltaten verübt haben, werden bestraft werden“, versprach er zudem.

Kurz vor Hasinas Rücktritt überschlugen sich die Ereignisse: Tausende Protestierende stürmten Ganabhaban, die offizielle Residenz Hasinas in der Hauptstadt Dhaka. Sie nahmen Stühle, Kissen und sogar Enten mit, badeten im Swimmingpool und posierten für Selfies in Hasinas Bett. Die 76-Jährige sei unterdessen per Hubschrauber nach Indien geflogen worden, bestätigte ein Mitarbeiter des Außenministeriums. Ob sie von dort weiterreisen würde – sie hat Familienangehörige in Großbritannien und den USA – war zunächst unklar.

Ursprünglich gingen die Demonstranten gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst auf die Straße, die ihren Angaben zufolge Unterstützer von Hasina bevorzugte. Nach und nach wurde dann der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin das Ziel der Protestbewegung, der sich immer mehr Menschen aus allen Bevölkerungsschichten anschlossen. Auch Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle brachten ihre Unterstützung zum Ausdruck, ebenso Firmen der für die Wirtschaft des Landes wichtigen Textilbranche.

Hasina war im Januar in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur Tötung Oppositioneller.

Artikel 3 von 11