Der Münchner MVV und der Augsburger AVV vereint zu einem großen Verkehrsverbund – das ist erst einmal eine charmante Idee. Immerhin kann dann ein Gelegenheitsnutzer, der mit dem Zug von München nach Augsburg fährt, auch gleich die Augsburger Straßenbahn nutzen. Schön! Aber das allein ist der Mühe wohl nicht wert.
Und dann beginnen auch schon die Fallstricke: Bei Lichte besehen wäre ein Beitritt für die Nutzer des Augsburger AVV deutlich wichtiger als für die MVV-Kunden. Denn der Nahverkehr in Schwaben ist gelinde gesagt ausbaufähig: Schlechte Busverbindungen, Anschlüsse und Fahrgastinfos – das alles schreit nach Modernisierung. Kein Wunder also, dass vor allem der Augsburger Landrat vom Fusionsplan ganz begeistert ist. Gewiss, die ersten Verluste wird der Freistaat ausgleichen. Aber der MVV muss höllisch aufpassen, dass er langfristig nicht für eine Verbesserung des Augsburger Hinterlandverkehrs zur Kasse gebeten wird. Mehr Busse von Friedberg-Ost nach Friedberg-West auf Kosten der MVV-Pendler, deren Fahrkarten dann teurer werden – das kann‘s nicht sein. Wichtiger wäre es ohnehin, weitere bisher „verbundfreie“ Gebiete aufzunehmen, etwa Mühldorf, Pfaffenhofen, Allgäu, Landshut, Berchtesgaden. Weil das Millionen kostet, ist der Freistaat hier sehr zögerlich.
Das heißt nicht, dass eine Fusion von MVV und AVV falsch wäre. Sie macht perspektivisch Sinn, vor allem dann, wenn das Deutschlandticket (was leider absehbar ist) deutlich teurer wird. Dann wird die Zahl derjenigen steigen, die zu den reinen MVV-Abos mit dann sehr großem Geltungsbereich zurückkehren und in Kauf nehmen, wenn sie für ihren Berlin-Ausflug einmal im Jahr ein Extra-Nahverkehrsticket lösen müssen.
Es ist deshalb wichtig, dass über den Beitritt in Stadträten und Kreistagen transparent diskutiert wird. Allein auf die nicht-öffentlich tagende MVV-Gesellschaftsversammlung, die Nahverkehr als Geheimwissenschaft betrachtet und über die jährliche Preiserhöhung im Stile eines Kreml-Gremiums befindet, darf man sich nicht verlassen. Hier wäre übrigens eine Reform auch wünschenswert. Dirk.Walter@ovb.net