Die Nachrichten im Zweiten beginnen um 19.00 Uhr, die Minute davor gehört Produktinformationen zu Reizdarm und Prostata. Und sie waren der Zuschauerschaft des ZDF natürlich nicht willkommen, als um 18.59 Uhr das Halbfinale mit den deutschen Frauen im 3×3-Basketball in der Schlussphase steckte. Das Weltgeschehen als Alternativprogramm wäre akzeptabel gewesen, die Werbung war es nicht. Wenigstens sieht der Sender es ein, die Entschuldigung für die falsche Entscheidung ist erfolgt.
In Fällen, in denen sich Interessenlagen überschneiden, verweisen die Anstalten gerne auf ihr Angebot an Livestreams in den Mediatheken. Das stimmt: Das Gesamtangebot an Übertragungen von den Olympischen Spielen ist umwerfend. Das hatte man früher nur als akkreditierter Reporter im Hauptpressezentrum vor Ort, nun ist Olympia fast flächendeckend in den Wohnstuben. Allerdings: In diesem Wust hat man auch ein Recht, sich darauf zu verlassen, dass die Sender einen an der Hand nehmen; dafür gibt es Redaktionen. Das Publikum von ARD und ZDF ist eh ein etwas älteres, und das lineare Fernsehen sollte sich auch nicht selbst abschaffen wollen. Darum muss es bessere Entscheidungen treffen.
Allerdings: Auch Konsumenten sollten sich öffnen für die neuen Angebote. Und Olympia-Hauptrechteinhaber und -sender ist ja eigentlich Eurosport. Die Programmnummer sollte man um 18.59 Uhr zur Hand haben. Guenter.Klein@ovb.net