Ein bisschen zu erfolgreich

von Redaktion

Rente mit 63

Die Rente mit 63 feiert runden Geburtstag. Vor zehn Jahren hat die Große Koalition die Möglichkeit zum früheren Ruhestand für langjährige Einzahler eingeführt. Durchgedrückt hat das die SPD. CDU und CSU bekamen dafür die Mütterrente – so konnte jeder einen Erfolg präsentieren. Doch gerade die Rente mit 63 war ein bisschen zu erfolgreich.

Mehr als zwei Millionen Altersrenten für besonders langjährig Versicherte – so der offizielle Begriff – werden aktuell ausbezahlt. Geschenkt gibt es das nicht. Die mindestens 45 Beitragsjahre, die es dazu braucht, sind eine Leistung – und der abschlagsfreie Ruhestand sei jedem gegönnt, der sie geschafft hat. Doch gleichzeitig fürchtet Deutschland den Demografischen Wandel, erwartet Renten-Beitragserhöhungen von jetzt 18,6 auf 22 Prozent bis 2035 und kämpft mit Fachkräftemangel. Da wirkt es nicht so richtig gut durchdacht, dass der Staat qualifizierten Kräften, die er dringend braucht, den früheren Ruhestand noch schmackhaft macht. Mal ganz abgesehen von denen, die – Stichwort Dachdecker – tatsächlich körperlich nicht mehr in der Lage sind, ihrem Beruf länger nachzugehen.

In regelmäßigen Abständen wird die Rente mit 63 – die ja tatsächlich bereits eine Rente mit 64 ist – deshalb öffentlich zur Abschaffung frei erklärt. Mal von der FDP, mal von Arbeitgebervertretern, mal von Ökonomen. Doch dass es „kurzfristig“ dazu kommt, wie Finanzminister Christian Lindner andeutet, ist nahezu ausgeschlossen, solange die SPD die Regierung anführt. Und selbst in einer künftigen Regierung, müsste sich erst zeigen, ob die Union stattdessen den Mut hätte, sich mit all den Wählern anzulegen, die selbst noch auf einen früheren Ruhestand hoffen.

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