Wer über Arbeitsmigration reden will, darf gern an den Fall eines bosnischen Lkw-Fahrers denken, um den seit Monaten eine oberbayerische Spedition kämpft. Sein bosnischer Führerschein wird hier nicht anerkannt, außer er absolviert 130 Stunden Theorie und zehn Stunden Praxis, zahlt tausende Euro, übt unter Aufsicht monatelang das Beladen von Lkw, bewältigt eine Prüfung, absolviert einen schriftlichen Test, den es nur auf Deutsch gibt, und lernt dafür die Sprache. Es ist ein extremer Fall, keine Frage, aber er verdeutlicht, wie bescheuert sich die deutsche Bürokratie mitunter anstellt. Ein Land, das händeringend um Fachkräfte wirbt, darf sich solche Possen nicht leisten.
Die Anerkennungsverfahren für Abschlüsse müssen schneller laufen, die Behörden flexibler werden, es braucht Öffnungsklauseln. Das ist viel wichtiger als der in der Ampel nun wohl gescheiterte Plan, ausländischen Fachkräften für drei Jahre üppige Steuerrabatte zu gewähren. Jene Idee war gut gemeint, klang modern, aber fand keine Akzeptanz bei den Bürgern, die volle Steuersätze zahlen. Die allermeisten Menschen hierzulande können genau differenzieren zwischen einerseits der Notwendigkeit und dem Nutzen, Fachkräfte (von Denkern bis Anpackern) ins Land zu holen – und andererseits der Notwendigkeit, ungesteuerte Armutsmigration drastisch einzudämmen. Solange letzteres gar nicht gelingt und ersteres nur mit willkürlichen Steuergeschenken, fühlen sich die arbeitenden Steuerzahler aber verschaukelt. Christian.Deutschlaender@ovb.net